Aristoteles, die Wurzeln der Biologie und der Zustand innerer Zufriedenheit
„Was würde Aristoteles sagen? Zehn philosophische Lektionen für das Glücklichsein“ von Edith Hall

Glücklich leben, wie geht das? Wenn du auch zu den Suchenden zählst, möchte Robert Hofrichter dir ein Buch vorschlagen. Es liest sich leicht, und die Ratschläge sind im echten Leben leicht umsetzbar.

Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) war der erste Meeresbiologe und wahrscheinlich der erste Biologe überhaupt. Er beobachtete, verglich, analysierte und beschrieb, was er sah, wie ein Naturwissenschaftler der Moderne. Er bezog sein Wissen und auch sein Material von Seeleuten und Fischern – bis in die Neuzeit eine entscheidende Informationsquelle für Meeresforscher –, und machte viele Beobachtungen selbst, manche von ihnen an den Küsten der Insel Lesbos, wo er eine Zeitlang lebte.

Aristoteles’ Zeitgenossen teilten Tiere nur ein in essbar und nicht essbar, vielleicht noch in Land- und Wasserlebewesen. Der Philosoph versuchte als erster, das ganze Tierreich systematisch zu gliedern. Ein beträchtlicher Teil seiner Arten und Gruppen sind bis heute gültig geblieben. Insgesamt beschrieb Aristoteles 581 Tierarten, von denen 550 wissenschaftlich identifiziert werden konnten; 180 davon sind Meerestiere. (Verblüffend ist, dass 400 Jahre später der Römer Plinius nur noch 176 Arten beschrieb und dennoch stolz verkündete, er hatte alle erfasst.)

Soviel zur Zoologie. Aristoteles war aber Universalwissenschaftler, der sich so gut wie jeder Sache annahm, sogar der Ethik, Politik und des Theaters. Er machte sich tiefgründige Gedanken; zusammen mit seinem Lehrer Plato gehörte Aristoteles zu den wichtigsten Philosophen der Antike und wurde zu einem der größten der Geschichte.

Aristoteles hat viel geschrieben. Was bis zu uns überliefert wurde, füllt einige Bände. Sie alle zu lesen brächte seinen Nutzen, dauert aber einige Zeit. Doch geht es auch schneller: Edith Hall fasst uns zehn praktische Ratschläge zusammen in ihrem Buch „Was würde Aristoteles sagen? Zehn philosophische Lektionen für das Glücklichsein“, ins Deutsche übersetzt im Jahr 2021. Noch besser gefällt mir der englische Originaltitel: “Aristotle’s Way: Ten Ways Ancient Wisdom Can Change Your Life”.

Was Glück ist, war noch nie leicht zu definieren, auf Altgriechisch genausowenig wie auf heutigem Englisch oder Deutsch. Für Aristoteles ist es weder der Genuss allein noch das Philosophieren (einschließlich der Beschäftigung mit dem Tod), weder nur Sex oder nur gutes Essen, es ist nicht bloß die intellektuelle Auseinandersetzung mit den Dingen dieser Welt oder die Kunst. Stattdessen geht es um den Zustand einer inneren Zufriedenheit.

Selten hat mir Philosophie so viel Spaß gemacht wie in diesem Buch von Edith Hall. Die Altertumsforscherin schreibt ebenso verständlich wie lehrreich. Sie zeigt, wie sich Aristoteles’ Ideen praktisch anwenden und in die Tat umsetzen lassen. Ob wir nach der Lektüre tatsächlich glücklicher werden, wage ich nicht zu versprechen. Den Versuch ist es allemal wert.

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„Was würde Aristoteles sagen? Zehn philosophische Lektionen für das Glücklichsein“ von Edith Hall


 

Text: Robert Hofrichter
Redaktion: Christina Widmann
Gestaltung: Helmut Wipplinger