Blick vom Leuchtturm Veli Rat auf der Insel Dogi Otok nach Norden, äußere Abbrüche, Foto: Gerald Kiegerl

Blick vom Leuchtturm Veli Rat auf der Insel Dugi Otok nach Norden, äußere Abbrüche / Foto: Gerald Kiegerl

Gerald Kiegerl fischt bzw. angelt seit 20 Jahren rund um die Insel Dugi Otok in Kroatien. Dabei versucht er nicht nur verschiedene Fischarten zu fangen, sondern notiert auch die Daten zu den Fischen und den vorherrschenden Umweltbedingungen wie Position, Windrichtung, Wassertemperatur, Fangtiefe, Strömung wie auch Größe & Gewicht der Tiere. Er kennt jede Untiefe und jeden Graben im nördlichen Teil der Insel und macht sich Gedanken um die Nachhaltigkeit. Für Robert Hofrichter von MareMundi hat sich dank Geralds Beobachtungen und Aufzeichnungen eine interessante Möglichkeit ergeben, die Veränderungen in der Adria zu analysieren und sie mit den eigenen Erfahrungen zu vergleichen, die er seit 1967 beim Schnorcheln und Tauchen gemacht hat.

Gravierende Veränderungen in der Adria

Dass Gerald und Robert zunehmende negative Veränderungen in der Umwelt beobachten, ist nicht überraschend. Während heute eine Bernsteinmakrele (Seriola) mit 10 kg schon ein kapitaler Fisch ist, waren es früher solche jenseits der 20 kg-Marke. In den letzten Jahren zerfetzen beim Einholen immer wieder Barracudas den Köder, oder die länglichen Oberflächenjäger, die auf kroatisch strijelka heißen (Blaufisch oder Blaubarsch, Pomatomus saltatrix) und in der Adria immer häufiger werden und für Probleme sorgen. Mit ihren scharfen Zähnen beschädigen sie auch die Angelschnüre. Ebenso stürzen sich Schwärme kleiner Goldmakrelen, die hier lampuga genannt werden, immer wieder auf den Köder. Das Echolot zeigt oft Wassertemperaturen von 26 °C an. Der aus der Steiermark stammende Gerald Kiegerl seufzt: „Das hat es früher nicht gegeben!“

Jeder, der mit offenen Augen durch die (Um)Welt geht, sieht es: Plastikverschmutzung an den Stränden, immer intensivere Bautätigkeit an den Küsten und in ihrer Nähe, legale und illegale Veränderungen der Küstenbeschaffenheit (mit weitreichenden ökologischen Folgen) sowie viele Abwässer von Millionen Touristen, die nur mancherorts biologisch geklärt wurden. Hinzu kommen klimatische Veränderungen mit zu vielen Dürren und zu hohen Meerestemperaturen, immer mehr Lärm durch die Motoren der Boote und Schiffe, ein überfischtes Meer… Dafür zeigen sich immer häufiger eigewanderte oder eingeschleppte Exoten, die ursprünglich nicht zum Mittelmeer gehört haben. Massen von Rippenquallen (Ctenophora, planktonische, gelatinöse Organismen) sind immer häufiger zu sichten (die Wissenschaft bestätigt das).

Da hatte Gerald als gewissenhafter Angler das Gefühl, ein Gespräch mit einem ortskundigen Meeresbiologen könnte manches verständlicher machen. Die genauen Positionen seiner Angelplätze möchte er nicht verraten, aus Angst, schon morgen könnten dort womöglich große Fischkutter aufkreuzen und dem Meer seine Schätze stehlen.

Ich könnte einer Fliege niemals etwas zuleide tun: Ist Angeln böse?

Bevor wir uns mit Geralds Beobachtungen beschäftigen, müssen wir kurz ein Grundsatzthema der Ethik ansprechen: Darf jemand, der sich Natur- und Tierfreund nennt, überhaupt jagen und angeln? Oder verursacht diese „sogenannte Freizeitbeschäftigung“, wie manche strenge Tierschützer und Tierrechtaktivisten meinen, bloß enormes Tierleid? Gehören Fische grundsätzlich in ihr Element und nicht auf unsere Teller? Kann „Angeln als Tierquälerei überhaupt ein Hobby sein?“ Sind Fische nicht fühlende Wirbeltiere, die Schmerz empfinden können?

Wir als Meeresschutzorganisation sind selbstverständlich gegen jede Art Tierquälerei, jedes schädigende Verhalten der Natur gegenüber und vor allem gegen jede Überfischung oder Überjagung von Populationen.

  • Seriola von vorne, Insel Dugi Otok, Foto: Gerald Kiegerl
  • Gerald auf morgendlicher Ausfahrt, Insel Dugi Otok, Foto: Gerald Kiegerl
  • Spiegeleiqualle, Insel Dugi Otok, Foto: Gerald Kiegerl

Bild 1: Bernsteinmakrele (Seriola), Bild 2: Gerald bei morgendlicher Ausfahrt, Bild 3: Spiegeleiqualle / Fotos: Gerald Kiegerl

Und wie sieht es Gerald selbst? Ihm ist klar, dass für viele Leser:innen jeder entnommene Fisch einer zu viel ist. Seine Philosophie ist: Genießen und Verweilen am Wasser, Beobachten der Natur. Wenn er dann ab und zu Mal die Natur überlisten darf, landet ein Fisch auf dem Grill. Doch meistens gewinnen ohnehin die Fische… Für Gerald und seine Familie (und auch viele Einheimische) gehört das Angeln zur mediterranen Lebenskultur einfach dazu – frischen Fisch mit Olivenöl zu Kartoffeln und Mangold essen. Es ist ihm allerdings wichtig, dass es sich um keine bedrohten Arten handelt, die er da geangelt hat. Unnötiges Tierleid lehnt er als Naturfreund selbstverständlich ab. Letztlich ist dieser Beitrag der beste Beweis dafür, dass sich Gerald Gedanken über die Nachhaltigkeit macht. Ansonsten hätte er nicht viele Jahre Aufzeichnungen geschrieben, mit Sorge die Veränderungen der Natur beobachtet und sich an eine Meeresschutzorganisation gewandt.

Wie verändern sich die Fischgemeinschaften?

Nun aber zu den Fakten und Geralds Beobachtungen. Die Fänge von Zahnbrassen (Dentex dentex) gehen in den letzten Jahrzehnten eher zurück, meint Gerald. Bei der Großen Bernsteinmakrele (Seriola dumerili) ist er sich nicht ganz sicher, er macht sich aber Sorgen. Dafür fängt er öfter Barracudas und Goldmakrelen, was vor 20 Jahren eher selten der Fall war. Robert las sich daraufhin in die aktuelle ichthyologische Literatur des Landes ein, um zu einem objektiveren Bild der Lage zu gelangen.

Seriola und … gute Zeiten, schlechte Zeiten

Es begann 2004, als Dugi Otok mit seiner Natur Geralds Familie verzauberte. Seitdem wohnten sie jedes Jahr in Verunic ganz im Norden der Insel, gegenüber dem Hauptort Veli Rat. Die Gastgeberfamilie, die vom Tourismus und auch vom Angeltourismus lebt, wurde schnell zu Freunden. Hier konnte Gerald viel über das Angeln mit verschiedenen Techniken lernen – zuerst vom Ufer aus und dann mit dem Boot.

Gleich die ersten Jahre, 2004 und 2005, haben sich als „die fetten Jahre“ erwiesen. Den Rekord im Dorf stellte eine Große Bernsteinmakrele mit 37 kg auf. Hinzu kam eine Zahnbrasse mit 15 kg – beide von unserem Hausherrn gefangen. Das allerdings war nie der Angler-Alltag, denn im Schnitt lagen die Bernsteinmakrelen zwischen 3 und 8 kg, die Zahnbrassen waren etwa 4 bis 5 kg schwer. Ein weiteres Highlight ergab sich 2008, als Gerald mit seinem Freund ein Große Gabelmakrele (bzw. Leerfish, Lichia amia) mit 19 kg fing. Bis auf die Zahnbrasse, die eine Meerbrasse (Sparidae) ist, gehören diese Arten zu den Stachelmakrelen (Carangidae) – ein Hinweis dafür, wie bedeutend diese beliebten Speise- und Anglerfische auch wirtschaftlich sind.

Schöne Färbung: Seriola 5,5 kg und 6 kg, Insel Dugi Otok / Foto: Gerald Kiegerl

Schöne Färbung: Bernsteinmakrelen von 5,5 kg und 6 kg, Insel Dugi Otok / Foto: Gerald Kiegerl

Doch wie es so im Leben ist, kamen auf die „fetten Jahre“ die mageren. Zwischen 2011 und 2018 lautete Geralds frustrierendes Angler-Motto: Von Jahr zu Jahr immer weniger und von Jahr zu Jahr immer kleiner. Zahnbrassen gingen überhaupt keine an die Angel. Auch Bernsteinmakrelen wurden nur noch sehr selten bis gar nicht mehr gefangen, unabhängig davon ob einheimische Profis oder Urlaubsangler ihr Glück versuchten. Es waren schlechte Zeiten für die großen Prädatoren. Gerald blieb nichts anderes übrig als zum Grundangeln auf andere Fischarten wie Zweibindenbrassen (Diplodus vulgaris) und Rotbrassen (Pagellus erythrinus) auszuweichen. Die waren immer noch zahlreicher und gingen regelmäßig an die Angel. Ichthyologisch betrachtet zählen sie zu den Meerbrassen (Sparidae) – ausgezeichnete Speisefische mit großer wirtschaftlicher Bedeutung auch für die Aquakulturen.

Während Gerald die Jagd auf Zahnbrassen ganz aufgegeben hat (in den letzten Jahren hörte er in der Gegend von lediglich drei Zahnbrassen), schienen sich ab 2019 die Seriola-Bestände etwas erholt zu haben. Mit seinem kleinen Schlauchboot konnte Gerald insgesamt drei Exemplare zwischen 2,5 und 3,5 kg fangen. Die Pandemie bremste zwar die anglerische Euphorie ein, doch schon 2021 waren es fünf Stück bis 2,5 kg, 2022 dann zwei größere mit bis zu 6 kg und zwei kleinere mit 2,5 kg. 2023 waren es immerhin zwei Exemplare mit 2,5 und 3 kg. Ein italienischer Tourist hatte mehr Glück und konnte eine größere Bernsteinbrasse mit 10 kg fangen. Ein besonders schönes Erlebnis hatte Gerald, als bei einer Ausfahrt direkt hinter seinem Schlauchboot ein Schwarm von etwa 20 Exemplaren – er schätzte sie auf je 5 kg – aufstieg, um bald wieder in den azurblauen Tiefen der Adria zu verschwinden.

Geralds Beobachtungen deuten an, dass Seriola gegen Ende August in der Gegend von Dugi Otok ankommt. In der letzten August- und der ersten Septemberwoche unternahm er während seines Urlaubs alljährlich sechs bis acht Angelausfahrten zu je fünf Stunden, die wetter- und windabhängig meistens vormittags stattfanden. Eine Weile brauchte er allein für den Fang der Köderfische – in der Regel waren es Hornhechte (Belonidae).

Schutzgebiet,Telascica Naturpark ganz im Süden der Insel Dugi Otok / Foto: Gerald Kiegerl

Schutzgebiet, Telascica Naturpark ganz im Süden der Insel Dugi Otok / Foto: Gerald Kiegerl

Auf der Jagd nach Rekorden: Winterangeln auf Žirje

Žirje ist eine kleine Insel vor der Küstenstadt Šibenik mit etwas über 100 Einwohnern, südwestlich der Insel Kaprije und östlich von Samograd, die zu den Kornaten zählt. Žir bedeutet kroatisch Eichel, somit kann man annehmen, dass es auf der Insel früher viele Steineichen (Quercus ilex) gegeben hat. Die Menschen hier leben hauptsächlich von Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus. Tja, viele Fischer und Angler scheinen von Žirje zu schwärmen – von dort stammt auch ein angeblicher Seriola-Rekord von 80 kg (das ist nach den meisten Quellen wie FischBase und anderen bei 190 cm Totallänge (TL) und einem maximalen Alter von 15 Jahren die maximale Größe der Art). Bereits beim Schnorcheln sieht man oft Schulen von juvenilen Bernsteinmakrelen um die 25 cm Länge, die aber freilich noch viel zu klein sind um geangelt zu werden. Gerald zählte um die 20 Individuen pro kleinem Schwarm.

Der Herbst ist auch für die Einheimischen die eigentliche Hochsaison für die Angelei, obwohl sie früher auch im Sommer gut möglich und viel einfacher als heutzutage war. In den letzten Jahren erzählt man sich, dass sich vor der Insel im Spätwinter „Fische enormer Größe“ sammeln. Ob Angler oder Jäger, wir alle kennen die Gier der Menschen nach Rekorden, den Größten, den Schnellsten, sie schaffen es auf die Titelseite der kroatischen Tageszeitung „24 Sata“…[1]

Gerald verspürt bei solchen Trends ethische Barrieren. Sind solche Rekordjagden sinnvoll? So große Exemplare müssten doch enorme Mengen an Laich produzieren, meint er, und dann gerade die dem Meer zu entnehmen? Vielleicht sollte man nicht nur kleine Fische schonen, sondern auch die extrem großen, so quasi die „Supermamas“ der Population? Was man über die Reproduktion weiß: Zum Ablaichen kommt es im Sommer in küstennahen Gewässern. Bei 23 °C Wassertemperatur entwickelt sich die Larve aus dem Ei in ca. 40 Stunden, wobei das Ei 1,9 mm misst und die Larve 2,9 mm. Die Larvalphase dauert 31 bis 36 Tage, danach spricht man von Jungfischen. Die Angaben zur Reproduktionsbiologie unterscheiden sich regional und je nach Publikation, aber die Hälfte aller Männchen im Mittelmeer scheint mit einer Standardlänge (SL) von 109 cm geschlechtsreif zu werden[2], bei den Weibchen liegt diese Zahl bei 113 cm. Alle Individuen beider Geschlechter sind erst bei 128 cm SL geschlechtsreif. Andere Publikationen setzten diese Zahl aber mit 80-83 cm wesentlich niedriger an[3] – sie beziehen sich auf den Golf von Gabés und damit eine etwas wärmere Gegend, auf jeden Fall wärmer als die mittlere Adria. Doch gibt es auch Angaben aus der Adria: Kozul et al. (2001) berichten, dass 40 % der dreijährigen und 100 % der fünfjährigen Bernsteinmakrelen bereits geschlechtsreif waren.[4]

Das Dilemma umweltbewusster Angler: Fangen? Schonen? Zurückwerfen? Dem Meer zurückgeben?

Juvenile Exemplare setzt Gerald immer schonend zurück ins Meer. Das sollte für jeden Fischer oder Angler selbstverständlich sein, die Basics des Anstands sozusagen, denn nur ein adultes Tier (nicht nur Fisch), das sich bereits fortgepflanzt hat, hat seine elementare biologische Funktion erfüllt. Erst danach kann sein Fang überhaupt als nachhaltig betrachtet werden. Doch nicht immer ist dem Angler jede existierende Information zu jeder erdenklichen Art bekannt, zumal diese Angabe vielleicht nur auf kroatisch irgendwo im Internet steht. Bei Seriola hat Gerald einmal auf der Rückseite eines Angelkalenders die Angabe „60 cm“ als Mindestmaß entdeckt, während andere Anglerkollegen behaupteten, in Kroatien gäbe es für Seriola kein offizielles „Schonmaß“. Nun, das stimmt nicht: Nach dem „PRAVILNIK“ 81/2013, 14/2014 i 152/2014 [5] sind es bei Seriola dumerili (kroatisch gof) 45 cm.

Nachhaltigkeit ist etwas, worüber sich jeder ethisch gesinnter Mensch Gedanken machen muss – und zwar nicht nur beim Angeln, sondern in jedem Teilbereich des Konsums und des Lebens. „Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden“ ist eine mögliche Definition.[6]

Doch das klingt zu allgemein. Wie ist es konkret beim Fischen? „Als nachhaltig gilt eine Fischerei, wenn sie Fangmethoden einsetzt, die weder den Lebensraum schädigen, noch hohe Beifangmengen produzieren und die in ihrer Intensität (dem „Fischereidruck“) so beschränkt wird, dass die Fischbestände erhalten und in ihrer Reproduktionsfähigkeit nicht eingeschränkt werden. Diese Bedingungen sind in der derzeit gültigen Gemeinsamen Fischereipolitik der EU (GFP) festgeschrieben. Die Umsetzung dieser Politik liegt aber in der Hand der EU-Mitgliedsstaaten und hier passiert seit langem zu wenig“[7] schreibt der WWF.

Die Einhaltung von Mindestgrößen und das Nachdenken über Nachhaltigkeit hat offensichtlich etwas mit Empathie, mit Emotionen, mit Gefühlen zu tun. Als ethisch tickender Mensch empfindet man irgendwo tief im Inneren, dass es Regeln geben muss, dass es darum geht, dass der konkret geangelte Fisch die Chance haben muss Nachwuchs in die Welt zu setzen um für den Fortbestand der Population zu sorgen. Gerald ging noch einen Schritt weiter: Er machte sich nicht nur um die kleinsten Fische Sorgen, sondern auch um die größten. Denn von Einheimischen hörte er bei Seriola immer wieder von Rekordfischen um die 50 kg Gewicht oder mehr. Ja, noch mehr! Und eine Gegend taucht in diesen Geschichten immer wieder auf: Žirje!

  • Blick vom Leuchtturm Veli Rat auf der Insel Dugi Otok nach Norden, äußere Abbrüche, Foto: Gerald Kiegerl
  • Blick vom Orljak nach Nordwesten, Insel Dugi Otok, Foto: Gerald Kiegerl
  • Westseite der Insel Dugi Otok, Foto: Gerald Kiegerl
  • Westseite ganz im Norden der Insel Dugi Otok, Foto: Gerald Kiegerl

Die Insel Dugi Otok / Fotos: Gerald Kiegerl

Fazit: Geralds ethisch/empathischen Gefühle täuschen nicht, oft wird nicht nachhaltig geangelt

Gerald war immer schon von Seriola fasziniert. Doch machte er sich lobenswerter Weise auch Sorgen, ob sein Hobby nachhaltig sein kann. Die Fischer erzählen sich dieses und jenes… Das Mindestmaß wird unter ihnen oft mit 60 cm angegeben, während Angelfreunde aus Italien überzeugt sind, dass dieser Fisch sich bei 10 bis 15 kg reproduziert. Gerald hat einmal beim Ausnehmen einer Bernsteinmakrele von lediglich 3,5 kg bereits Laich im Körper gefunden. Wissenschaftliche Publikationen deuten aber an, dass die Geschlechtsreife je nach Region wohl erst mit mindestens 80 cm eintritt (das absolute Größenrekord der Art lag bei 190 cm TL), möglicherweise oder in anderen Regionen noch später bei ca. 110 cm SL. Das würde bedeuten, dass die Fischer, von denen Gerald rund um die Kornaten berichtet, häufig viel zu kleine, noch nicht geschlechtsreife Bernsteinmakrelen fangen.

Trotzdem gilt die Art nach der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) als least concern, also wenig gefährdet und auch die kroatischen Behörden und Roten Listen sehen es ähnlich. Kleinere Exemplare unter 45 cm dürfen in Kroatien nicht gefangen werden. Doch sehen Experten diese Regelung kritisch: Sie schlagen vor die Mindest-Fanggröße auf mindestens 80 cm oder mehr zu erhöhen![8] Zusätzlich sollte rund um die Laichzeit dieser Art im Frühjahr eine absolute Schonzeit gelten, was in Kroatien bisher nicht der Fall ist.

Es sei abschließend gesagt, dass ein Bewusstsein über den Fisch als Lebewesen sowie seine mögliche Rolle für die Population bzw. das Ökosystems, wie es Gerald schildert, natürlich bei jedem Fischer wünschenswert wäre. Wenn man über die Nachhaltigkeit des Fischens redet, muss man dennoch zwischen privaten Hobby-Anglern und der industriellen Fischerei differenzieren. Beide haben zum Ziel Fische zu fangen, doch wäre es nicht richtig zu denken, dass Veränderungen der Fischbestände auf das Handeln privater Fischer zurückgehen. Die primäre Ursache für die eklatant niedrigen Bestände der allermeisten Speisefische ist nach wie vor die industrielle Fischerei. Was ein Hobby-Angler in seinem gesamten Leben fängt, holt ein moderner Trawler in wenigen Augenblicken ein – von Nachhaltigkeit kann bei industriell betriebener Fischerei, selbst unter den besten Bedingungen, kaum die Rede sein.

Quellen

[1] 505-kg-schwerer-amberjack-auf-jig

[2] Reproduction-of-greater-amberjack-Seriola-dumerili-and-other-members-of-the-family-Carangidae.pdf

[3] Sley A, Hadj Taeib A, Jarboui O, Ghorbel M, Bouain A (2014) Reproductive biology of greater amberjack Seriola dumerili (Risso, 1810) from the Eastern Mediterranean Sea (Tunisia, Gulf of Gabes). Cahiers de Biologie Marine 55: 421–430.

Sley A, Hadj Taeib A, Jarboui O, Ghorbel M, Bouain A (2016) Feeding behaviour of greater amberjack Seriola dumerili (Risso, 1810) from Central Mediterranean (Gulf of Gabes, Tunisia). Journal of the Marine Biological Association of the United Kingdom 96: 1229–1234.

[4] Kozul V, Skaramuca B, Glamuzina B, Glavic N, Tutman P (2001) Comparative gonadogenesis and hormonal induction of spawning of cultured and wild Mediterranean amberjack (Seriola dumerili, Risso 1810). Scientia Marina 65: 215–220.

[5] 2016-Pravilnik-o-za%C5%A1titi-riba-i-drugih-morskih-organizama-1.pdf

[6] nachhaltigkeit-nachhaltige-entwicklung-14700

[7] https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/nachhaltige-fischerei

[8] Dulčić J, Kovačić M (2020) Ihtiofauna Jadranaskoga mora. Golden Marketing – Technicka knjiga, 680 S.



Bericht: Gerald Kiegerl, Robert Hofrichter, Maximilian Wagner
Lektorat: Christina Widmann
Redaktion: Heiko Gothe
Fotos: Gerald Kiegerl

Veröffentlicht am 22.02.2024