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Ein Meeresschutzgebiet für die Kvarner Bucht:
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Viele Menschen sind der Ansicht, dass die Adria aufgrund von Überfischung und Umweltverschmutzung bereits völlig tot ist. Doch durch unsere langjährigen Aktivitäten auf Krk sind wir davon überzeugt, dass das Meer hier inmitten der Kvarnerbucht trotz widriger Umstände noch immer schützenswert ist. Wir sind fest davon überzeugt, dass sich mit angemessener Schonung hier die Artenvielfalt in Zukunft sehr wesentlich erholen könnte. Deshalb haben wir eine Initiative ins Leben gerufen, um hier ein Meeresschutzgebiet zu etablieren.

Heringskönig (Zeus faber), Foto Nikolas Linke

Ein prominenter, aber inzwischen auch seltener Bewohner der Kvarner Bucht: der Heringskönig (Zeus faber). Foto Nikolas Linke

Unser Ziel ist es eine “Marine protected area“ (MPA) innerhalb der Kvarner Bucht zu etablieren, deren Kerngebiet zwischen den Inseln Krk, Cres und Rab liegen soll – mpa4kvarner!

mpa4kvarner - Marine protected area for the Adriatic sea! Bildquelle: Google maps

mpa4kvarner – Marine protected area for the Adriatic sea! Bildquelle: Google maps

Ein wesentlicher Teil unserer Aufgabe besteht jetzt am Anfang darin, die verschiedenen Interessensgruppen, wie Fischerei, Tourismus, Politik und die lokale Bevölkerung zu überzeugen, dass die Schutzgebiete für niemanden Nachteile bringen, sondern allen Vorteile. Bereits kurzfristig, im Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren, können Fischer von den erholten Beständen profitieren. Das zeigen zahlreiche Beispiele von anderen Meeresschutzgebieten weltweit.

Nur wenn alle Interessensgruppen an einem Strang ziehen, kann ein Meeresschutzgebiert wirklich funktionieren. Foto Helmut Wipplinger

Nur wenn alle Interessensgruppen an einem Strang ziehen, kann ein Meeresschutzgebiert wirklich funktionieren. Foto Helmut Wipplinger

Warum ein Schutzgebiet ausgerechnet hier?

Die Kvarner Bucht ist aus vielerlei Hinsicht der Perfekte Ort für ein solches Schutzgebiet!

  • Geografisch (topologisch) gut abgegrenzter Bereich, der auf Grund seiner stark strukturierten Kalkstein-Küsten, seiner langen Küstenlinie und seines milden Klimas, unterschiedlichste Lebensräume beherbergt und schon von Natur aus eine enorme Biodiversität aufweist (Im Gegensatz z.B. zur italienischen Adria)
  • Es leben hier viele gefährdete und auch im breiten Konsens schützenswerte Arten wie zum Beispiel Gänsegeier (Gyps fulvus), der Große Tümmler (Tursiops truncatus) (mehr als 200 Tiere leben sogar ganzjährig innerhalb der Kvarner Bucht), Neptun-Gras (Posidonia oceanica), große Steckmuschel (Pinna nobilis) oder der jährlich auftretende Riesenhai (Cetorhinus maximus), außerdem befinden sich innerhalb der geplanten MPA auch die Möwen Brutinseln Kormat.
  • Dank der niedrigen Tiefe dieses Meeresabschnitts (durchschnittlich 40-50 Meter) und der Meeresströmungen, ist die Planktondichte hier höher als in anderen (tieferen) Küstenbereichen. Da Plankton das Fundament fast aller marinen Nahrungsnetze bildet, ist das schon per se ein positiver Effekt.
  • Der Standort hat auch den Vorteil, dass er eines der nördlichsten Gebiete im Mittelmeer ist und daher nicht so stark von der Wassererwärmung (Klimawandel) betroffen. Das hier eher seichte Wasser kann daher in den kälteren Wintermonaten auch eher abkühlen.
Gänsegeier (Gyps fulvus). Foto Helmut Wipplinger

Nicht nur unter der Meeresoberfläche: An den südöstlichen Steilküsten von Cres und Plavnik nisten die heute schon sehr seltenen Gänsegeier (Gyps fulvus) sind. Sie sind mit einer Flügelspannweite von bis zu 270 cm zweifellos die imposantesten Vögel der gesamten Kvarner-Region. Foto Helmut Wipplinger

Bereiche mit verschiedenen Schutzlevel

Wie bei MPAs üblich wird es Zonen mit verschiedenem Schutzlevel geben. Auch wenn dadurch in einem Großteil des geplanten Schutzgebietes die Fischerei nach wie vor unter gewissen Auflagen erlaubt sein wird, gefährdet das nicht das Ziel unseres Vorhabens.

Unterm Strich können sich Ökosysteme nur dann wirklich erholen, wenn wir Menschen sie in Ruhe lassen. Marine NO-Take-Zones (NTZ, die Zonen mit dem höchsten Schutzlevel) sind das perfekte Beispiel dafür und tatsächlich macht sich ihr positiver Einfluss selbst bei relativ kleinen Gebieten außergewöhnlich stark bemerkbar.

Eines von vielen schönen Beispielen sind die spanischen Medes Inseln, ein MPA mit einer Nichtentnahmezone (NTZ) von weniger als 1 km2. Trotz dieser kleinen Ausdehnung erwirtschaften sie jährliche Einnahmen in Höhe von etwa 10 Millionen Euro, 85 % davon durch Taucher und Glasbodenboote; Tausende von Besuchern kommen, um die reiche Meeresfauna zu sehen, die das Gebiet beherbergt, insbesondere die Großfische. Die Anzahl der Tiere und Pflanzen ist um 111% höher als vor der unter Schutzstellung, die Biomasse ist im Durchschnitt ca. 420% höher. Man kann sagen, dass 1 ha NTZ 5x so viel Fisch produziert, wie ein ungeschütztes Gebiet und je höher Fischpopulation ist, desto exponentieller steigt sie. Ein MPA-Fisch produziert im Durchschnitt fast dreimal mehr Nachkommen. In Verbindung mit höheren Fischpopulationen aufgrund des Entnahmeverbots bedeutet dies, dass MPAs zwischen 5 und 200 Mal (je nach Art) mehr Nachkommen pro Flächeneinheit hervorbringen als ungeschützte Gebiete.

Das Beste daran ist, das die Etablierung von No-Take-Zones auch nicht zu einem Nachteil der örtlichen Fischer führt, sondern sogar das Gegenteil der Fall ist. Es ist sogar eine äußerst seltene Win-Win Strategie. Denn obwohl MPAs den Zugang zu einer ganzen Fischpopulation einschränken, profitieren die Fischer immer noch von ihrem unverhältnismäßigen Einfluss auf den Fischbestand. Denn selbstverständlich halten sich die Fische nicht an die Grenzen des No-Take-Zones und breiten sich auch auf die umliegenden Bereiche aus. So dass lokale Fischer dank dieser Entnahmeverbote sogar erhöhte Erträge erzielen.

Wo stehen wir in Kroatien?

Kroatien hat als relativ junges EU-Land noch beträchtlichen Nachholbedarf, was die international vereinbarten Umweltziele betrifft. Beim Meeresschutz gibt es viel zu tun: Aktuell ist weniger als ein Prozent der Meeresfläche in kroatischen Hoheitsgewässern Schutzzone (Stand Oktober 2023). Die Realität sieht noch schlechter aus: Die meisten Gebiete sind nur “auf dem Papier geschützt“, oft wissen nicht einmal die Einheimischen von diesen “Schutzgebieten“ vor ihrer Haustür. In Wahrheit setzt den Schutz dort niemand um.

Gemeinsam sind wir stark!

Wir arbeiten gemeinsam mit kroatischen und internationale Expert:innen, NGOs, Institutionen, Völkerrechts-Juristen und vielen weiteren an diesem Projekt. Willst auch du uns unterstützen? Dann melde dich bitte unter office@mare-mundi.org.

Positiver Ausblick?

Die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen (COP15) am 19. Dezember 2022 in Montreal, Kanada, endets mit einer wegweisenden Einigung: 30 % der Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen! Das wird diesem Projket sicher Rückenwind verschaffen.

Für Kroatien könnte gerade ein solches Meeresschutzgebiet innerhalb der Kvarner Bucht ein absolutes Prestige Objekt werden, was auch potentiell eine positive Transformation des örtlichen Tourismus bedeuten könnte.

Schnorchler im Wasser / Kvarner Bucht. Foto: Helmut Wipplinger

Durch unsere gemeinsamen Bemühungen können wir das wunderbare Gebiet der Kvarner Bucht auch für zukünftige Generationen erhalten. Foto: Helmut Wipplinger

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