Gerald bei der Verleihung mit Politiker:innen der Stadt Zwettl / Foto: Gerald Blaich

Das Ehrenzeichen für Umwelt und Nachhaltigkeit der Stadt Zwettl wurde am 19.1.2024 an MareMundi Gründungs- und Vorstandsmitglied, Gerald Blaich, verliehen. Wie kam er zum Umweltschutz und wofür wurde die Ehrung verliehen?

Unser Geri (Gerald Blaich) ist in einer Ortschaft im Weinviertel aufgewachsen, seine Kindheitsbegleiter waren Schmetterlinge, Eidechsen und Fische vom nahen Teich. Von diesen gab es Anfang der 60er Jahre noch sehr viele, weit entfernt vom rasanten Artensterben heute. So entstand seine Liebe zur Tierwelt. Seine Mutter, welche Biologielehrerin war, brachte ihm die Wunder der Natur näher. „Was man liebt, das schützt man“, sagt er heute.

Die erste Umweltaktivität war als Gymnasiast. Er initiierte einen Protestbesuch im Ministerium anlässlich einer geplanten Regulierung des Rußbaches. Dies wurde damals von den Beamt:innen mit Verwunderung registriert. Wie auch immer, die Mäanderschlingen gibt es noch heute. Er absolvierte verschiedene Praktika im Weinviertler Eichenwald, im Hochgebirge der Rax, sowie einem Revier in Rheinland-Pfalz, in welchem verschiedenste exotische Gehölze getestet wurden. Eine ausführliche Studienreise führte ihn in die Wälder der USA, nach Vermont. Auch eine abenteuerliche Reise mit dem Kanu bestand er in den Nordwest-Territorien Kanadas. Hier konnte er die Dynamik von Urwäldern und den Aufbau naturnaher Waldgesellschaften studieren.

Beruf als Berufung

Sein Beruf war bis zu seiner Pensionierung Förster und er leitete 38 Jahre lang ein Revier des Stiftes Zwettl. Vom ersten Tag an war ihm der naturnahe Waldbau eine Herzensangelegenheit. In diesen Jahren ließ er 21 verschiedene Baumarten Pflanzen, jeweils an die Bodenverhältnisse angepasst. In seiner Zeit wurden ca. 600.000 Bäume gesetzt, dazu kommen große Flächen an Naturverjüngungen.

Aufforstung im Klosterwald / Fotos: Gerald Blaich

So wurde ein nahezu reiner Fichtenwald in einen naturnahen Mischwald umgewandelt. Die fast ausgestorbene Weißtanne findet man heute wieder in großen Beständen. Eiche, Buche, Ahorn, Erle, Douglasie und viele andere verjüngen sich bereits von selbst und bilden eine neue, sehr stabile Waldgesellschaft. Er kann zurecht als bedeutender Vertreter und Pionier des „naturnahen Waldbaues“ im Waldviertel bezeichnet werden. Bei unzähligen Waldführungen, Fachexkursionen, Betreuung von Student:innen und Forstpraktikant:innen sowie waldpädagogischen Führungen vermittelte er sein Wissen an die Jugend.

Umweltschutz als Herzensangelegenheit

Die Stift Zwettler Pfarrjugend motivierte ihn, einen Umweltarbeitskreis zu gründen. Damals wurden die ersten groß angelegten Flurreinigungen durchgeführt. Sogar mit Booten am Ottensteiner Stausee. Danach verschwanden die illegalen Mülldeponien in den Wäldern. Eine Geschichte, welche er gerne erzählt, war die Teilnahme am „Wintercamping“ 1984 bei der Besetzung der Hainburger Au. Heute sind alle auf diesen Nationalpark stolz. Fast wäre dieser einmalige Auwald einem Donaukraftwerk gewichen.

In jungen Jahren, war er Aktivist bei Greenpeace. Er kletterte auf Atomkraftwerke, besetzte Botschaften oder protestierte bei der OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) bereits 1992 gegen die drohende Klimakatastrophe.

Am Dach der OPEC, 1992 / Fotos: Gerald Blaich

Geri bei den Kühltürmen des AKW Temelin / Fotos: Gerald Blaich

Sein politisches Engagement bestand im Aufbau der noch jungen Grünen Partei im Waldviertel, da sich diese für den Natur- und Umweltschutz glaubwürdig einsetzte. Er war 10 Jahre Bezirkssprecher für den Bezirk Zwettl. Seine zweite Leidenschaft galt der Unterwasserwelt der Meere. Durch die Freundschaft zum Salzburger Meeresbiologen Dr. Robert Hofrichter wurde er zum Mitbegründer der Meeresschutzorganisation MareMundi. Hier ist er bis heute im Vorstand für den Bereich Projektentwicklung tätig. Die „Schule am Meer“ auf Krk in Kroatien ist ein besonders gelungenes Projekt, durch welches an die 1000 Schüler:innen pro Jahr Meeresbiologie erleben sowie Umweltbildung erfahren.

Geri am Tauchen mit Robert auf den Galapagos-Inseln / Foto: Gerald Blaich

Ein besonderes Highlight war und ist nach wie vor die Co-Autorenschaft bei dem wissenschaftlichen Standardwerk „Das Mittelmeer“, erschienen 2020 im Springer-Verlag mit 1267 Seiten.

Geri mit druckfrischer Ausgabe von „Das Mittelmeer“ / Foto: Gerald Blaich

Auf Vorschlag von Stadträtin Silvia Moser wurde die Verleihung des Ehrenzeichens an Gerald Blaich einstimmig vom Gemeinderat beschlossen. Damit fand sein Lebenswerk Würdigung.



Bericht: Gerald Blaich

Redaktion: Julian Robin
Fotos: Gerald Blaich

Veröffentlicht am 21.02.2024