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Das Coronavirus ist nicht harmlos, es soll durch das Virus keine neue Weltordnung geschaffen werden und die Impfung verändert auch unser Genom nicht

Wir alle sind müde geworden durch die Pandemie und ihre Auswirkungen bzw. durch die Maßnahmen gegen sie. Das ist zwar verständlich, nicht aber die Menge der unhaltbaren Behauptungen über „Böse Kräfte“ (Verschwörungsmythen), die im Umlauf sind. Was leider kein Mythos ist: Rechtsextreme und andere real existierende „Böse Kräfte“ nutzen die Corona-Angst und den Corona-Frust für ihre Zwecke. Dieser Teil der Geschichte ist wahr: Gezielt gestreute Desinformation soll die Gesellschaft von innen heraus spalten.

MareMundi ist ein gemeinnütziger Verein zum Schutz der Meere, der Natur und der Umwelt. Die konkreten Wege dorthin sind Bildung, Forschung und Schutz. Seit dem Ausbruch der COVID-19 Pandemie im Frühjahr 2020 musste auch unser Verein seine Aktivitäten in der Öffentlichkeit zurückschrauben. Doch wandten wir uns Ende April 2020 in einem offenen Brief an die österreichische Bundesregierung (Wie wir mit einem ökologischen Nutzen aus der Covid-Krise hervorgehen können, https://mare-mundi.org/offener-brief-an-die-bundesregierung/). Die Grundaussage des Briefes war, dass die Coronakrise zwar die größte gesundheitliche Herausforderung der Menschheit seit der Spanischen Grippe ist, andere bedeutende Herausforderungen der Gegenwart wie Klimawandel, Überbevölkerung, Zerstörung natürlicher Lebensräume, Verschmutzung des Planeten mit Plastik, Rückgang der Biodiversität und Artensterben aber unabhängig davon weiter gehen. Die Pandemie würde in absehbarer Zeit enden, doch an all den anderen Problemen würde sich ohne gravierenden Richtungswechsel nichts ändern.
Neben den aufgezählten Gefahren droht der Menschheit aber auch eine andere, nicht minder gefährliche: Der Trend zur Destabilisierung von ganzen Gesellschaften, eine Skepsis demokratischen Ordnungen gegenüber, die Verbreitung von anarchistisch-nihilistischen Einstellungen unter dem Deckmantel von Freiheit und Demokratie, massive Desinformation, die sich ganze Staaten inoffiziell auf die Fahnen geschrieben haben, ohne dass sie es offiziell zugeben. Fake news wurde zu einem Schlagwort der letzten Jahre und zu einem weit verbreiteten und in manchen Ländern akzeptierten Mittel der Politik. Dank dem Internet sind Fake news in den letzten Jahren längst zur Realität geworden. Doch im Schlepptau der Corona-Pandemie hat diese Entwicklung ungeahnte Dimensionen angenommen.
Die Menschheit scheint einmal mehr gespalten zu sein, quer durch alle gesellschaftlichen Schichten, Sprachen, Völker und Nationen. Manche Menschen scheinen der Vorstellung anfällig zu sein, dass die offiziellen „main stream“-Medien in der Hand von finsteren Mächten und unlauteren Interessensgruppen sind und nicht die volle Wahrheit sagen. Doch Hilfe ist in Sicht, denn diese Wahrheit kann man auf verschiedenen Kanälen im Internet wie YouTube finden, wo „wirklich unabhängige Experten“ erklären, was hinter den Entwicklungen steckt. Wie eine mächtige Welle erheben sich sogenannte „Querdenker“ und erklären uns die Welt auf ihre Weise.
Was besonders gefährlich ist: Hinter diesen „Querdenkern“, die gemeinsam auf die Straße gehen, um möglichst ohne Abstände und Masken für scheinbar anständige Ziele zu demonstrieren, verbirgt sich ein Sammelsurium an völlig unterschiedlichen Menschen und Ideologien: harmlose Träumer, freiheitliebende Hippies, gemütliche Typen, die ihre Stammkneipe vermissen, Verschwörungstheoretiker und auch -praktiker, Esoteriker, Rechtsradikale, Gewaltbereite und offensichtliche Nazis. Die Gedanken, die sie verbreiten, sind zum Teil harmlose Träumereien von einer besseren Welt, über bedenkliche Behauptungen die andere gefährden, bis zu brandgefährlichen und verwerflichen Ideologien.

Unser Beitrag ist klein, aber wir halten  ihn dennoch für wichtig

Da die Welle von Verschwörungstheorien über die gegenwärtige Pandemie, deren Ursachen wie auch ihrer Bekämpfung immer weiter anschwillt, hat unser Verein beschlossen, einige ausgewählte Punkte sachlich zusammenzufassen. Mehrere Biologen, Ärzte sowie naturwissenschaftlich und medizinisch gebildete Menschen bemühen sich nachfolgend kurze und den Fakten entsprechende Einsichten zu bieten. Wir tun es in der tiefen Überzeugung, dass solche Informationen in der heutigen Zeit wichtig sind. Und wir tun es auch in der Hoffnung, dass viele der Schüler und Studenten, die sonst unsere Meeresstationen wie beispielsweise die Schule am Meer auf Krk besucht hätten, nützliche Informationen darin finden. Beginnen wir mit der Frage, warum diese Entwicklungen in Richtung „alternativer Fakten“ in der Gegenwart überhandnehmen.

Die digitale Revolution: Die Menschheit hat in ihrer zivilisatorischen Entwicklung eine neue Phase erreicht

Der israelische Historiker Yuval Harari hat in seinem Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von drei großen Revolutionen in der Geschichte unserer Spezies gesprochen. Sie haben die weitere Entwicklung der Menschheit geprägt. Die kognitive Revolution vor ca. 70.000 Jahren, noch in Afrika, hat den Homo sapiens dazu befähigt die ganze Welt bis nach Australien zu besiedeln. Fast 60.000 Jahre ging die Entwicklung langsam ihre Wege, bis vor 12.000 bis 10.000 Jahren die neolithische Revolution mit Ackerbau, Stadtmauern und Staatsreligionen die Welt für immer veränderte. Das war auch die Grundlage für die Überbevölkerung, konnten so doch mehr Menschen ernährt werden als bei den Jägern und Sammlern. Wir betonen, dass die Zeitspanne bis zur nächsten Revolution sich stark verkürzte: Um ca. 1500 n. Chr., am Ende des Mittelalters also, setzte mit der Rennaissance und dem Humanismus die wissenschaftliche Revolution ein, die sich bis zur Industrialisierung im 18. Jahrhundert immer steigerte und beschleunigte (Gewinnung von Energie aus Wasserkraft und Dampf, später dann die Elektrifizierung). Im 19. Jahrhundert erreichte die wissenschaftliche Revolution bereits vorläufige Höhepunkte in der Medizin, mit der es möglich war Infektionskrankheiten besser zu bekämpfen, die Kindersterblichkeit zu senken und die Lebenserwartung zu erhöhen. Die Menschen wurden immer mehr: eine Milliarde um 1870, bereits zwei um 1930 und auf 8 Milliarden zugehend in 2021. Es ist unschwer zu erkennen, dass sich alles exponentiell zu beschleunigen beginnt. Eine Bevölkerungsexplosion der Menschheit wäre ohne die wissenschaftliche Revolution in der Medizin nicht eingetreten, denn Epidemien und auch Pandemien reduzierten die Population in regelmäßigen Abständen. Sie hatten Dimensionen, die wir uns heute nicht vorstellen können. In der Pestepidemie sind bis zu einem Drittel der Europäer gestorben, heute müssten es adäquat hunderte Millionen sein.
Eine vierte Revolution spielt sich in den letzten 50 bis 60 Jahren ab, für uns besonders sichtbar seit der Einführung des personal computers, des Internets und der satellitengestützten Kommunikation. Wir können sie kybernetische oder digitale Revolution nennen, und wir selbst erleben es seit einigen Jahrzehnten mit, wie sie unsere Welt und uns selbst in einem ungeahnten Tempo verändert. Es geht nicht mehr um Energie, (ihre Omnipräsenz scheint zu einer Selbstverständlichkeit geworden zu sein), sondern um Information.
Wie jede der Revolutionen und jede Art Erfindung, kann auch die neueste unterschiedliche, widersprüchliche – sowohl positive wie negative – und auch ausgesprochen schädliche Auswirkungen haben. Information ist die neue Währung, und die technischen Rahmenbedingungen sind geschaffen. Jeder kann jede Art Information verbreiten, wahre und unwahre, motivierende und todbringende, nützliche und schädliche.
Die Erklärung, warum sich heute soviel unhaltbare Desinformation verbreiten kann, ist damit wirklich einfach: Die digitale Revolution macht es an jedem Ort der Welt und für jeden möglich, fragwürdige Ansichten zu verbreiten

Die unvollständigen Pyramide auf der Ein-Dollar-Note, wird zum Beispiel immer wieder als wichtiger “Beweis” für Verschwörungsmythen herangezogen.

„Verschwörungstheorie“ wäre zuviel gesagt: es sind bloß Verschwörungsmythen

Damit sind wir bei unserem eigentlichen Thema angekommen, den Verschwörungsideologien. Denn das etablierte Wort „Verschwörungstheorie“ ist unpräzise. In der Wissenschaft stellt man zuerst Hypothesen auf. Diese werden gründlich geprüft und – wie die Wissenschaft es nennt – auf „trial and error“ (= Versuch und Irrtum) geprüft. Man bezeichnet das auch als „Falsifizierung“. Eine Behauptung, die nicht falsifizierbar ist, ist aus wissenschaftlicher Sicht unsinnig. Dazu gehören religiöse oder auch unhaltbare verschwörungsideologische Behauptungen wie auch die Thesen des einstigen US-Präsidenten Donald Trump, die er seit vier Jahren per Twitter verbreitete.
Ein konkretes, klassisches Beispiel (es stammt von Sir Karl Popper) soll unsere Erklärung dessen, was Wissenschaft ist, verständlicher machen: „Alle Schwäne der Welt sind weiß“. Eine Behauptung, wie es sie millionenfach gibt. Diese Hypothese ist falsifizierbar und es ist leicht möglich sie zu widerlegen: Eine einzige Beobachtung eines schwarzen Schwans kippt sie. Dann ist es klar, dass sie nicht stimmt. Denn es ist unmöglich sämtliche Schwan-Individuen des gesamten Planeten an einem Ort zu versammeln, um die Behauptung im „positivistischen Sinn“ zu prüfen. Es reicht hingegen eine einzige gegenteilige Beobachtung. Ein einziger schwarzer Schwan etwa, der irgendwo gesichtet wird, löst das Problem und kippt die These vollständig. Hypothesen, die Basis der wissenschaftlichen Arbeit, müssen also überprüfbar, falsifizierbar sein. Es muss einen Weg geben, sie zu kippen. Erst, wenn das nicht gelungen ist, kann aus der Hypothese eine Theorie werden. Diese Erkenntnis ist wesentlich. Versuchen Sie jede weitere Behauptung, die „main stream“-Wissen in Frage zu stellen scheint, einer entsprechenden Überprüfung zu unterziehen. Sie werden bald auf Erkenntnisse stoßen, welche den Verschwörungsmythos als unwahr entlarven.
Warum also ist das Wort „Verschwörungstheorie“ unpräzise? Weil es sich um keine Theorie in dem Sinn handelt, wie die Wissenschaft das Wort verwendet. Nicht einmal die Grundhypothesen dieser „Verschwörungstheorien“ überstehen eine genauere Prüfung oder einen Faktencheck. Jede einzelne Hypothese kann leicht widerlegt werden. Oder aber es sind derartig absurde Behauptungen, dass sie nicht mehr dem wissenschaftlichen Kriterium der Falsifizierbarkeit entsprechen. Falls sich die Behauptung einer wissenschaftlichen Prüfung entzieht (etwa die Behauptung: „Angela Merkel gehört zu den Reptiloiden und wird von ihnen kontrolliert“), braucht sich kein wissenschaftlich denkender Mensch des 21. Jahrhunderts damit beschäftigen.
Auch Verschwörungsmythos wäre für das hier untersuchte Phänomen als Begriff eine gute Option. Die verbreiteten Geschichten sind Mythen, die den alten Märchen und Sagen analog sind, nicht mehr.

Verschwörungsmythen sind uralt, heute funktionieren sie aber viel schneller

„Verschwörungstheorien“, genauer also Verschwörungsideologien, gab es bereits vor Jahrtausenden. Nichts an ihnen oder ihrem Prinzip ist wirklich neu. Doch hat die kybernetisch/digitale Revolution Entwicklungen möglich gemacht, die früher undenkbar waren. Da jeder Mensch überall auf der Welt (vorausgesetzt, er hat Zugang zum Internet) unbegrenzt und unkontrolliert Behauptungen ins Netz stellen kann, verändert sich die Welt – und wir uns soziologisch und psychologisch mit ihr. Und zwar schneller, als es uns lieb sein kann, mit einer Geschwindigkeit, die früher unmöglich und undenkbar war. Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass ganze Staaten diese Waffen einsetzten, um Gesellschaften von innen heraus zu zersetzen, weil sie in einer destabilisierten Welt effektiver ihre Machtpolitik umsetzen können. Dabei ist es ihnen gleich, welcher Art die Informationen sind, ob es scheinbar um Gesundheit geht oder angebliche Unterdrückung ziviler Freiheiten.
Manche der verbreiteten „Hypothesen“ hören sich im ersten Moment plausibel an (kein Giftmörder schreibt auf sein Fläschchen: Vorsicht Gift!), andere erscheinen uns sofort absurd. Und doch glauben ihnen auch Millionen gebildeter Menschen in aller Welt. Die Zwangsimpfung von Bill Gates, die Illuminaten, die Hohlerde ebenso wie die Flat Earth, die Reptiloide und die Chemtrails, die angebliche Neue Weltordnung, die von wenigen Mächtigen umgesetzt wird (ganz klar, dass viele von ihnen Juden sind), die nicht stattgefundene Mondlandung, die Geschichten um 9/11 und Area 51, Elvis, Marilyn Monroe und JFK leben und Papst Franziskus wurde verhaftet, die Bargeld-Abschaffung, das G5-Netz und das Coronavirus und SARS-CoV-2 als Biowaffe… Über vieles könnte man schmunzeln, wenn sie nicht in einem Atemzug mit destruktiven Nazi-Ideologien zusammenhängen würden. Der Glaube an sie gleicht religiösen und ideologischen Scheuklappen: Man ist zutiefst überzeugt, dass eine kleine Minderheit mehr über die Welt versteht als die große Mehrheit. Und natürlich versetzt die Zugehörigkeit zu solchen „wissenden“ Kreisen den Einzelnen in die illusorische Lage, dass er zu den wenigen „Außerwählten“ gehört, die der Allgemeinheit überlegen sind.
Nein, das Coronavirus wird nicht durch Chemtrails großflächig verbreitet! Was in den Quellen der Verschwörungsmysthiker gezeigt wird, sind Löschflugzeuge mit Ballasttanks für das Löschwasser. Diese Hypothese ist leicht falsifizierbar und damit zu widerlegen. Das Zeug zu einer Theorie haben all diese Behauptungen nicht. Machen wir daher den ersten Schritt und ehren wir die unwahren Behauptungen nicht durch die Bezeichnung „Theorie“. Theorie ist ein edles Wort der seriösen Wissenschaft.
Gefährliche Menschen und Mächte, welche die Demokratie gefährden, gibt es tatsächlich. Die Herausforderung der Gegenwart ist es unterscheiden zu lernen, welchen Behauptungen wir Glauben schenken.
Kommen wir jetzt zu viel konkreteren Desinformationen in Sachen Corona. Manche Menschen befürchten, dass die RNA in der neuartigen COVID-19 Impfung (von Moderna und Biontech/Pfizer) in unser eigenes Genom eindringen. Das wird ja häufig von Impfskeptikern und -gegnern behauptet. Diese Befürchtung ist allerdings völlig unbegründet.

Verschwörungsmythen sind nichts neues und wurden in der Geschichte der Menschheit immer wieder auch als politisches Werkzeug benutzt. Ein Beipiel: „Der König Rothschild“ Antisemitische Karikatur auf der Titelseite der französischen humoristischen Zeitschrift Le rire, 16. April 1898. Dargestellt ist ein Mitglied der jüdischen Bankiersfamilie Rothschild, das die ganze Welt in seinen Krallen hält.

Kann der neuartige mRNA-basierter Impfstoff gefährlich für uns werden?

Der Weg genetischer Informationen ist eine Einbahnstraße, aus dem Zellkern in das Zytoplasma der Zelle. Die wesentliche genetische Information einer Zelle findet sich als DNA (= Desoxyribonucleinsäure/acid) im Zellkern. Die Übersetzung dieser Information in Proteine nennt man Proteinbiosynthese. Diese Proteine sind entweder strukturelle Bausteine der Lebewesen oder sie erfüllen Funktionen als Enzyme bei allen lebenswichtigen Prozessen. Die Proteinbiosynthese findet nicht im Zellkern statt, sondern außerhalb im Zytoplasma an den sogenannten Ribosomen. Die Boten-RNA (messenger Ribonucleinsäure/acid, mRNA) wird im Kern von der DNA abgelesen, und danach kann sie als Bauanleitung für Proteine, die ins Zytoplasma abgegeben werden, dienen. Diese körpereigene Maschinerie wird vom Impfstoff genutzt. Teile des modifizierten Coronavirus-Genoms enthalten die Bauanleitung für das Spike-Protein, welches typisch für die Oberfläche der Coronaviren sind. Unser Immunsystem kann dann entsprechend reagieren.
Nach dem Stand des menschlichen Wissens – wir reden hier konkret von SARS-CoV-2 und Menschen (Zitat Infektiologe Leif Erik Sander): “Ein Übergang der Virus-mRNA in die menschliche DNA ist nicht möglich. Das ist eine Einbahnstraße. […] Der Zellkern hat nochmal eine eigene Hülle und im Zellkern befindet sich unser Erbgut. Das heißt also, die mRNA kommt gar nicht an den richtigen Ort; und vor allen Dingen gibt es keine Enzyme in unserem Körper, die die mRNA wieder in eine DNA umschreiben könnten.”
Umgekehrt geht es nicht! Auch unsere Lebensmittel enthalten Proteine, DNA und RNA, verändern aber unser Genom nicht, sonst wären wir schon längst Bananen, Zwiebel oder Hühner… das vermag auch nicht die RNA von Viren in den Impfstoffen. Die mRNA bleibt nicht lange erhalten, sie wird enzymatisch zersetzt.
Zum Ziel der „Coronagegner“ wurde auch der berühmte PCR-Test selbst. Das ist umso verblüffender, als das 99,9 % der Menschen nicht genau erklären könnten, was das überhaupt ist.

Im Grunde genommen sind die Prinzipien der angewandten Corona-Testmethoden schon seit Jahrzehnten erprobt / Foto: pixabay

PCR-Test und CORONA

„Cases are going up in the U.S. because we are testing far more than any other country, and ever expanding. With smaller testing we would show fewer cases!“
Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 23. Juni 2020

Kaum ein Thema begleitet uns durch die Corona-Pandemie mehr als die Sinnhaftigkeit und Konsequenz von Corona-Tests. Fakt ist, die Ergebnisse dieser Tests haben seit knapp einem Jahr beträchtlichen Einfluss auf unser Leben. Sie sind die Grundlage für Entscheidungen, die uns direkt in unserer Freiheit einschränken. Das macht sie zum idealen Ziel für Corona-Maßnahmen Kritiker. Im Grunde genommen sind die Prinzipien der angewandten Corona-Testmethoden schon seit Jahrzehnten erprobt und in Fachkreisen würde niemand die Wirksamkeit dieser Methoden in Frage stellen. Trotzdem kursiert immer wieder das Argument, dass der PCR-Test zum Nachweis von SARS-CoV2 nicht zuverlässig oder gar unbrauchbar sei. Dabei beziehen sich die Gegner der PCR-Methode sehr oft auf Aussagen von renommierten Wissenschaftlerinnen, die die Wirksamkeit der Tests angeblich in Frage stellen. Noch abstrusere Behauptungen kursieren, dass beim Nasenabstrich die Blut-Hirn-Schranke durchbrochen werden könne. Das ist schon einmal kompletter Unsinn, bezieht sich der Ausdruck „Blut-Hirn-Schranke“ doch auf den speziellen Aufbau der cerebralen Blutgefäße. Was tatsächlich – bei unsachgemäßer Durchführung – passieren kann, ist ein Durchbohren der dünnen knöchernen Membran an der Schädelbasis mit dem Wattestäbchen. Man darf aber davon ausgehen, dass das medizinische Personal entsprechend geschult ist. Alternativ wäre auch ein Rachenabstrich möglich.

Was genau ist PCR? Wofür stehen diese Buchstaben und was bedeuten sie genau?

Das Wort PCR leitet sich vom englischen her und bedeutet (P)olymerase-(C)hain(R)eaction (dt. Polymerase-Kettenrektion) und ist eine Methode, um genetisches Material in vitro zu vervielfältigen. Die „Polymerase“ ist dabei das Enzym, um diese Vervielfältigung durchzuführen. Das Prinzip basiert darauf, dass die Endprodukte einer Reaktion als Ausgangprodukte der nächsten Reaktion dienen, und sich so innerhalb weniger wiederholender Zyklen sich ein bestimmter DNA-Abschnitt „kettenartig“ exponentiell vermehren lässt. Wenn man wie im Fall des Corona-Virus keine DNA, sondern RNA als Ausgangsmaterial hat, muss diese zuerst in DNA umgeschrieben werden. Dies gelingt mit einer so genannten „Reversen Transkriptase“ weshalb im Zuge der Corona-PCR-Test oft von der sogenannten R(everse)T(ranscriptase)-PCR die Rede ist. Das besondere beim Corona-PCR-Test ist zusätzlich, dass bei jedem Vervielfältigungsschritt ein kleiner Lichtblitz entsteht, wodurch sich während der PCR Reaktion durch Fluoreszenz-Messung die gewonnene DNA in Echt-Zeit messen lässt. Daher spricht man von auch von der q(uantitativen) PCR Methode.

Wann und von wem wurde PCR erfunden und in welchen Bereichen hat es sich schnell durchgesetzt?

Entwickelt wurde die PCR-Methode 1983 von Kary Mullis, für die ihm 1993 der Nobelpreis verliehen wurde. Mullis selbst fiel jedoch später durch obskure Ansichten auf. Zum Beispiel leugnete er den Zusammenhang zwischen HIV und AIDS, sowie den menschgemachten Klimawandel. Die PCR zählt dennoch zu einer der wichtigsten Errungenschaften der Molekularbiologie des letzten Jahrhunderts und gilt als standardisierte Methode bei der medizinischen Diagnostik und Forschung sowie in der Forensik, Paläontologie und Biologie. Zum Beispiel kann anhand der DNA-Sequenzierung, die auf einem ähnlichen Prinzip wie die PCR beruht, u.a. die Zugehörigkeit und Verwandtschaft von Organismen bestimmt werden.

Was kann ein PCR Test, und was kann er nicht?

In der Tat kann ein positiver PCR Test nicht direkt nachweisen, ob jemand ansteckend ist, sondern er kann lediglich eine Infektion mit Sars-Cov-2 nachweisen. Dieser Nachweis gelingt jedoch mit hoher Spezifität, das heißt es werden nicht fälschlicherweise andere Viren vervielfältigt, weil nur Chemikalien zum Einsatz kommen, die sich ausschließlich an bestimmte Bereiche des Sars-Cov-2 Viruserbgutes anbinden können. Dementsprechend wird auch beim PCR Test keine menschliche DNA vervielfältigt. Deshalb braucht niemand Angst haben, dass einem die DNA „gestohlen“ wird, wie manche Kritiker anmerken. Das gleiche Prinzip wird auch für den Nachweis von HIV aus Blutspendenproben angewandt, die dann dank der PCR Methode ausselektiert werden. Rein theoretisch wäre also ein einziges Virusmolekül ausreichend, um mit genügend PCR Zyklen diesen nachzuweisen (d.h. die Methode besitzt eine hohe Sensitivität). In Bezug darauf hört man oft, dass in Testlaboren die Zyklen „künstlich“ nach oben getrieben werden, um einen falsch-positiven PCR Test „zu erzwingen“, was unmöglich ist. Bei der qPCR (s.o.) bedient man sich deshalb des sogenannten C(ycle)T(hreshold) Wertes. Dieser beschreibt die Anzahl der Zyklen einer PCR, bei der das Fluoreszenz-Signal messbar wird (oder die Kettenreaktion einen exponentiellen Verlauf einnimmt). Dementsprechend bedeutet ein niedriger CT Wert eine hohe Viruslast in der Probe, weil weniger PCR-Zyklen notwendig sind, um diese Phase zu erreichen. Hier werfen sehr oft Kritiker ein, dass der CT-Wert nur einen semi-quantitativen Messwert darstellt, der sich auch innerhalb der verschiedenen Testlabore unterscheiden kann. Dieser Kritik sind sich die Labore aber durchaus bewusst, durch strenge Auflagen zur Qualitätssicherung und Standardisierung wird das Risiko einer Über- oder Falschinterpretation der Ergebnisse vermieden.

Ein PCR-Test kann allerdings keine Aussage zur Infektiosität einer Person machen, ein hoher CT Wert bedeutet noch lange nicht, dass eine Person nicht ansteckend ist. Zum Beispiel haben Patienten zu Beginn der Erkrankung noch eine niedrige Viruslast und können nach ein paar Tagen bereits hoch ansteckend sein. Auch die Art (i.d.R. Nasen-Rachen) und Menge der Probenentnahme, sowie dessen Lagerung und Transport kann zu einer scheinbar niedrigen Viruslast im Patienten führen. Unabhängig davon beeinflusst das Verhalten der Menschen, als auch die äußeren Umstände (z.B. Raumluft, -feuchtigkeit und -temperatur) die Infektiosität.

Kann Schnupfen töten?

In diesen Tagen bekommt man oft zu hören „Corona ist doch nichts anderes eine Grippe, was soll die Aufregung?“
Der Begriff Koevolution erklärt den Unterschied sehr gut. In unserem Fall ist dies eine Virus-Wirt Beziehung. Das menschliche Immunsystem erkennt Oberflächenproteine des Virus, wodurch es gezwungen wird, diese zu verändern, so dass sie nicht vom Immunsystem erkannt werden. Im Gegenzug hält das Immunsystem wieder dagegen. Läuft dieses Wechselspiel über Generationen, kommt es zu einer Selektion. Menschen deren Immunsystem dem Erreger nicht gewachsen ist sterben, jene mit einem robusteren überleben und können ihre Gene an die nächste Generation weitergeben. Somit entsteht über einen längeren Zeitraum betrachtet eine höhere Widerstandsfähigkeit der betroffenen Population.
Problematisch wird es, wenn ein Krankheitserreger zum ersten Mal auftaucht. Wie in einem Labor lässt sich so eine Entwicklung auf dem abgeschiedenen Archipel der Hawaiiinseln nachvollziehen.
Als Kapitän James Cook 1778 als erster Weißer seinen Fuß an Land setzte, betrug nach wissenschaftlichen Schätzungen die einheimische Bevölkerung 252.000 bis eine Million. Seine Schiffsbesatzung hinterließ Geschlechtskrankheiten, gegen die die einheimische Bevölkerung keine Immunität hatte. Kurz darauf kamen Cholera und Influenza dazu. Die erste Volkszählung führten amerikanische Missionare 1832 durch und verzeichneten eine Bevölkerung von 134.750. Seit Cook`s Ankunft waren 54 Jahre vergangen und die Bevölkerungszahl hatte sich in diesem Zeitraum vorsichtig geschätzt halbiert! In Europa hingegen ging die Bevölkerungszahl steil nach oben, obwohl hier dieselben Seuchen grassierten.
Die darauffolgende Periode Hawaiis war eine Abfolge von Epidemien wie Pocken, Mumps, Tuberkulose, Masern, Keuchhusten, etc..
Ähnliche Entwicklungen sind bei allen indigenen Völkern im Zuge ihrer „Entdeckung“ zu verzeichnen. Beispielsweise starben 1545 bis 1550 ca. 80 Prozent der mexikanischen Urbevölkerung an eingeschleppten Seuchen. Im Amazonasgebiet gilt heute noch bei isoliert lebenden Stämmen, dass ein einfacher, von Reisenden übertragener Schnupfen in zwei, drei Tagen töten kann.
Da das SARS Covid19 Virus erst vor gut einem Jahr in China vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist (man bezeichnet das als Zoonose), gibt es auch noch keine Koevolution. Aus immunologischer Sicht ist heute die gesamte Weltbevölkerung auf dem Stand indigener Bevölkerungen bei ihrem Erstkontakt mit neuen Seuchen. Wir haben dabei das große Glück, dass Corona zu uns sehr gnädig ist und eine geringe Sterblichkeitsrate von 0,2 – 0,3 % aller Infizierter aufweist.
Eine der größten Errungenschaften der modernen Medizin ist die Entwicklung von Schutzimpfungen. Ein Leidensweg über Generationen bleibt uns dadurch erspart. Die heutige Ausbreitung einer Impfskepsis oder Ablehnung kann nur mit dem großen Erfolg der Schutzimpfungen erklärt werden. Bei uns hat niemand mehr Betroffene in seinem Umfeld, die an den schweren Folgen von Infektionskrankheiten leiden oder sogar sterben. Der große Nutzen von Impfungen steht in keinem Verhältnis zu den äußerst seltenen Nebenwirkungen. Schutzimpfungen sind ein Segen für die Menschheit.

Während der Spanischen Grippe 1918 weist ein Straßenbahnschaffner in Seattle eine Person ab, die einsteigen will, ohne eine Maske zu tragen

Seit wann verwendet man medizinische Masken?

An vielen Orten gilt heute die Maskenpflicht.  Sind diese Masken gar schädlich? Diese Frage wurde noch im Frühjahr 2020 heftig diskutiert.
Masken wurden von „Badern“ bereits im Mittelalter verwendet und ebenso wie Mäntel und Handschuhe zum Schutz vor – damals häufig grassierenden – Seuchen gesehen. In einem Operationssaal wurde erstmalig 1897 in Breslau von Johann Mikulicz-Radecki eine OP-Maske getragen, die allerdings lediglich aus einer Mullbinde bestand. Sein Kollege Fluegge konnte nachweisen, dass beim Sprechen im OP Tröpfchen mit Bakterien 4 bis 5 Meter weit geschleudert werden. Schrittweise wurden die Masken mehrlagig, und es zeigte sich, dass postoperative Infektionen durch Staphylococcus aureus und Streptokokken wesentlich zurückgingen. Eine allgemeine Maskenpflicht wurde erstmalig 1918 in San Francisco – während der Spanischen Grippe – erlassen. Diese wurde allerdings zu früh aufgehoben, sodass eine zweite Welle die Stadt mit voller Wucht traf. Zeitgleich erfand der Arzt Wu Lienteh In China eine Gesichtsmaske aus Baumwolle, die jeder Bürger selbst anfertigen konnte. Er bekämpfte damit erfolgreich mit Hilfe von Quarantänevorschriften und der Abriegelung von Dörfern und Städten eine Lungen-Epidemie im Nordosten Chinas. Lange vor diesen Gesichtsmasken nutzten Chinesen Tücher und Schals, um aus hygienischen Gründen Mund und Nase zu bedecken. Schon im 13. Jahrhundert notierte Marco Polo, dass die kaiserlichen Diener der Yuan-Dynastie ihr Gesicht mit einem Seidenschal bedeckten, wenn sie dem Kaiser Essen brachten. Das Tragen von Masken ist in der Bevölkerung bis heute üblich, was auch der Luftverschmutzung geschuldet ist.
Am Beginn der Pandemie in unseren Breiten sprach sich die WHO zunächst gegen eine allgemeine Maskenpflicht aus, mit der Begründung, dass eine falsche Verwendung – etwa das Tragen einer feuchten Maske oder ein fehlerhaftes Handling bei der Abnahme – die Ansteckungsgefahr steigern könnte. Anfang Juni 2020 hat die WHO ihre Haltung geändert und empfahl – zunächst den Risikogruppen, später dann generell allen Menschen – das Tragen von FFP2-Masken. Gleichzeitig wurde betont, dass weiterhin Abstand halten und weitere Hygienemaßnahmen (wie häufiges Händewaschen) das Maskentragen nicht ersetzen können!

Sicherheitsabstand und das Tragen von Masken sind wichtige Maßnahmen zur Eindämmung der  SARS-CoV-2 Ausbreitung / Foto: pixabay

Welche Arten von Masken gibt es?

  • Einfache Stoffmasken (DIY=Do It Yourself, einfache Behelfsmasken) bieten je nach Ausführung und Gewebe einen geringen Schutz, sie reduzieren die Geschwindigkeit des Atemstroms und des Tröpfchenauswurfs z.B. beim Husten.  Keinesfalls kann sich der Träger darauf verlassen, dass er oder andere vor einer Übertragung von SARS-CoV-2 geschützt ist.
  • Medizinische Gesichtsmasken (OP-Masken) schützen den Träger und andere Menschen in naher Umgebung vor größeren Tröpfchen die beim Husten und Sprechen nach vorn abgegeben werden.
  • Atemschutzmasken FFP1, FFP2, und FFP3 (Filtering Face Piece) haben eine deutlich weitreichendere Wirkung. Sie schützen den Träger vor Aerosolen, Rauch und Feinstaub in der Atemluft wenn die Ränder dicht am Gesicht anliegen. Drei Schutzklassen definieren das Rückhaltevermögen. Zum Schutz vor dem Coronavirus sind mindestens Masken der Klasse FFP2 notwendig, besser sind Masken der Klasse FFP3.   Masken mit Ventil filtern nur die eingeatmete Luft und bieten keinen Schutz für das Umfeld des Trägers.
  • Visiere aus Kunststoff – Face Shields, halten deutlich weniger Flüssigkeitspartikel zurück als Masken. Aerosole können ungehindert an den Rändern der Visiere vorbeiströmen, sie sind daher ungeeignet.

Masken mehrfach tragen?

Stoffmasken gehören nach dem Tragen sofort mit 60 Grad gewaschen. Laut dem Virologen Christian Drosten lassen sich die Viren auch mit dem Bügeleisen abtöten wenn Stoff und Naht richtig heiß werden.
Einwegprodukte wie FFP-Masken oder OP-Masken aus Zellstoff sollten besser nicht wiederverwendet werden.  Manche Experten sehen kein Problem darin, die Masken im privaten Gebrauch länger zu tragen. Allerdings bestehe das Risiko, dass sich in den Masken Bakterien sammeln. Daher sollten sie regelmäßig in die Sonne gelegt und so mit UV-Licht bestrahlt und getrocknet werden.

Hat 5G-Strahlung etwas mit dem Corona Virus zu tun?

5G ist eine Verfeinerung und Weiterentwicklung der bisherigen Methode der Mobilfunkübertragung. Es gibt keinerlei überprüfbare Hinweise, dass dadurch das Immunsystem geschwächt wird und man dadurch anfälliger für Corona wird. Auch in Gegenden, wo es noch keinerlei 5G Netz gibt, gab es sehr heftige und rasche Ausbrüche von Covid-19.  Genauso ist es nicht möglich dass eine elektromagnetische Strahlung, wie das 5G Sendeverfahren Viren überträgt.
Was bedeutet 5G überhaupt? 5G ist die Bezeichnung für die 5. Generation des Mobilfunkstandards. Seit einigen Jahren wird großteils die 4. Generation, also 4G (auch LTE genannt) verwendet. Aber immer mehr Menschen nutzen immer intensiver mobile Daten. Die Fotos und Videos die zum Beispiel von Smartphones verschickt werden, werden immer hochwertiger, dadurch aber auch viel größer im Datenvolumen. Auch Netflix, YouTube usw. werden immer populären und auch hier in immer höherer, datenintensiverer Qualität. Das sind nur einige Beispiele warum der aktuelle 4G Mobilfunkstandard an seine Grenzen stößt.

Was kann tatsächlich zur Beherrschung dieser Pandemie beitragen?

Als Pionier bzgl. Grundlagen medizinischer Hygiene könnte man Ignaz Phillip Semmelweis bezeichnen. Er machte als junger Arzt am Wiener Allgemeinen Krankenhaus die Erfahrung, dass in jenen Institutionen, an denen Ärzte Untersuchungen an Schwangeren und Entbindungen vornahmen, die Häufigkeit des Auftretens von tödlich verlaufendem Kindbettfieber wesentlich höher war als in jenen Abteilungen, an denen Hebammen tätig waren. Als Ursache fand er in einer Studie, die er 1847/48 durchführte heraus, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an den Leichensektionen, die von den Ärzten durchgeführt wurden, vor allem aber an der fehlenden nachträglichen Desinfektion liegen musste. Seine Empfehlung, nach Leichensektionen Hände und Instrumente mit Chlorkalk zu desinfizieren, wurde aber lange Zeit von führenden Ärzten in Österreich und Deutschland nicht ernst genommen. 2 Wochen nach einer suspekten Einweisung in eine Irrenanstalt starb Semmelweis 1865 47jährig unter obskuren Umständen.

Epi- und Pandemien (und deren Beherrschung) beschäftigen die Menschheit seit Jahrhunderten. Schon Lois Pasteur und Robert Koch befassten sich, auch auf Auslandsreisen (u. a. nach Ägypten und Indien), mit Krankheitsüberträgern und deren Bekämpfung. Auch diese Koryphäen waren nicht immer einer Meinung, zumindest aber gelang es der „Koch-Schule“ das Fach „Bakteriologie“ seiner Bedeutung zuzuführen.

Vor mehr als 200 Jahren – zurzeit Maria Theresias – erkrankten in Wien tausende Menschen an den lebensgefährlichen Pocken. Das belastete die Monarchin – auch weil sie selbst daran erkrankte und 3 ihrer Kinder an der Seuche starben – zudem emotional.
Dem englischen Arzt, Edward Jenner, war aufgefallen, dass Kühe eine ähnlichen (für menschliche Spezies allerdings ungefährliche) Erkrankung – die „Kuhpocken“ – erleiden konnten. Sein Verdienst war es festzustellen, dass Menschen, die an Kuhpocken erkrankt waren, danach keine weiteren Pockensymptome zeigten.
Maria Theresia errichtete daraufhin am Wiener Rennweg ein „Impfzentrum“, an dem sich in kurzer Zeit tausende Wiener impfen ließen. Der holländische Arzt Jan Ingen-Hous entwickelte die – heute noch übliche – Hautritzmethode. Nebenbei: der heute für Impfungen übliche Begriff „Vakzination“ findet in der Kuhpockenimpfung seinen Ursprung – Vacca (lateinisch = Kuh). Allerdings dauerte es bis 1980, bis die WHO die Pocken als ausgerottet bezeichnen konnte.
Obwohl durch die Maßnahme der Kaiserin in den vier Jahren danach lediglich 5 Kinder – anstelle vorher 500 – starben, gab es schon zu dieser Zeit Impfskeptiker, ab 1876 erschienen regelmäßige Publikationen von Impfgegnern und 1901 wurde sogar ein Verein impfgegnerischer Ärzte gegründet. An den  Argumenten hat sich bis heute nichts geändert! Einer der gravierendsten Fälle ist jener des britischen Arztes Andrew Wakefield, der 1998 in „DEM“ wissenschaftlichen Journal „The Lancet“ den Beweis (!) aufstellte, dass die Masern-Mumps-Rötelimpfung bei Kindern zu Autismus führt. 2010 hat das Journal die Publikation zurückgezogen, und als sich herausstellte, dass finanzielle Beweggründe eine Rolle spielen könnten, erhielt Wakefield im selben Jahr in Großbritannien Berufsverbot. Seither werkt er in einer umstrittenen Privatklinik in den USA und vertritt lautstark nach wie vor seine Meinung.

Der Benefit der SARS-CoV-2 Impfung besteht im Schutz des Einzelnen. Wie bei einer Zeckenimpfung (FSME) ist man vor dem Ausbruch einer schweren Erkrankung geschützt! / Foto: pixabay

Impfung:

Damit wollen wir keineswegs Impfungen propagieren – auch Impfungen sind ein MEDIZINISCHER EINGRIFF und können, wie jede medizinische Handlung, zu Folgeschäden führen. Zur Argumentation, die Pharmaunternehmen wollen nur verdienen: Für pharmazeutische Unternehmen ist es nicht nur ein finanzieller Anreiz, sondern vor allem ein beträchtliches Risiko, einen Impfstoff auf den Markt zu bringen, sind doch für die Zulassung mehrere klinische Studien zu durchlaufen. Und zur Anzahl an Impfschäden: In Österreich gibt es ein Impfschadengesetz, das eine Entschädigung für Erkrankungen, die bei bzw. nach Impfungen auftreten, aus Bundeshaftung garantiert. Bei 3,5 Millionen Impfungen jährlich in Österreich kommt es zu 4 Anträgen, wobei etwa jeder vierte bewilligt wird. Gründe für eine Impfverweigerung gibt es viele, sie alle aufzuzählen würde den vorgegebenen Rahmen sprengen. Auch die Herdenimmunität wird in den Medien völlig falsch dargestellt, meinen namhafte Experten (bspw. Herwig Kollaritsch von der Uni Wien). Richtig ist:

Zur Erreichung einer Herdenimmunität müssen 3 Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Die Impfstoffe müssen ausreichend wirksam sein – das ist bei den dzt. Impfstoffen gegeben
  • Die Transmission muss gesichert sein – dies ergibt sich aus den laufenden Studien, deren positive Ergebnisse in den nächsten Wochen zu erwarten sind
  • es muss eine homogene Durchimpfungsrate vorhanden sein – dies ist aktuell nicht möglich weil die große Gruppe der unter 18 Jährigen derzeit nicht geimpft werden kann

Der Benefit der Impfung besteht im Schutz des Einzelnen. Wie bei einer Zeckenimpfung (FSME) ist man vor dem Ausbruch einer schweren Erkrankung geschützt!

Was sollte also zur Eindämmung der Pandemie beachtet werden ?

Tröpfcheninfektion: Es gelangen Krankheitserreger, die im Rachenraum oder im Atmungstrakt siedeln, beim Niesen, Husten, Sprechen durch winzige Speicheltröpfchen an die Luft und werden anschließend von einem anderen Menschen eingeatmet bzw. direkt über die Schleimhäute der oberen Luftwege aufgenommen.

  • Tröpfchen die einen Durchmesser > 5µm haben, sinken in der Luft rasch ab und werden somit nur bis zu einer Distanz von gut einem Meter übertragen. Hier ist Abstand halten der beste Weg zur Vermeidung einer Ansteckung. Speicheltröpfchen können aber auch an Gegenständen oder Flächen haften bleiben. Über Hände werden sie übertragen, wenn anschließend Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen berührt werden.  (So funktioniert beispiesweise die Übertragung von grippalen Infekten, einer echten Grippe, bei Covidviren, Scharlach und Meningokokken)
  • Tröpfchen von geringer Größe (<5µm) können lange Zeit in der Luft schweben und über große Distanzen verbreitet werden. (Masern, Windpocken können über Stockwerke beim Öffnen der Fenster übertragen werden)

Schmierinfektion/Kontaktinfektion: es werden Erreger über eine Kette von Berührungen weiter gereicht.

  • Von Mensch zu Mensch: wenn z.B. ein Grippe-Patient in die Hand niest, sowie beim unsachgemäße Handling von Taschentüchern und Masken, haften Viren im Anschluss an der Handfläche. Beim Händeschütteln können die Viren weiterwandern, bzw. Flächen kontaminieren, wird die Hand dann zu Mund, Nase oder Augen geführt, kann der Erreger über die Schleimhäute eindringen.
  • Über Gegenstände wie Türgriffe, Armaturen, Fernbedienungen können Keime unbemerkt weitergegeben werden

Weitere Übertragungswege sind Infektionen durch Lebensmittel und Wasser. Was ist damit gemeint?

Händewaschen

Die Hände sind die häufigsten Überträger von Krankheitserregern. Händewaschen unterbricht die oben genannten Übertragungswege.

Hände sollten nicht nur gewaschen werden wenn sie sichtbar verschmutzt sind, sondern:

nach:

  • dem nach Hause kommen
  • dem Besuch der Toilette
  • dem Nasenputzen, Husten, Niesen
  • dem Kontakt mit Abfällen, Tieren und Tierfutter

vor:

  • den Mahlzeiten
  • dem Hantieren mit Medikamenten und Kosmetikas

sowie vor UND nach:

  • dem Zubereiten von Speisen, insbesonders bei der Verarbeitung von rohem Fleisch!
  • dem Kontakt mit Kranken
  • der Behandlung von Wunden

Wie sollte man die Hände waschen?

  • Die Wassertemperatur spielt weniger Rolle als Dauer und Reibung, eine Seife sollte immer verwendet werden. Bei einer Dauer von 20 Sekunden sinkt die Keimzahl auf ein Tausendstel. Bei stark verschmutzten Händen empfiehlt sich die doppelte Zeit. Allerdings kann falsches und zu intensives Händewaschen und mangelhaftes Abtrocknen die Hornschicht schädigen! Im privaten Umfeld ist die Verwendung von Desinfektionsmittel nur in Ausnahmefällen (z.B. Krankenhausbesuche, Angehörige mit erhöhtem Infektionsrisiko) anzuraten.

Kontaminierte Flächen im Haushalt?
Sauberkeit wird oft mit Desinfektion gleichgesetzt, doch die Küche ist kein Operationssaal

Wie lange Keime auf verschiedenen Oberflächen überleben hängt vor allem von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. Die meisten Erreger bevorzugen feuchte Umgebungsluft und milde Temperaturen zwischen 15 und 35 Grad. Feuchte Geschirr- und Schwammtücher sind ideale Brutstätten für Bakterien, sie sollten deshalb immer ausgewaschen, ausgedrückt und luftig aufbewahrt werden. Über Schmutzwasserrückstände im Waschbecken, Dusche und Toilette können sich Erreger leichter verbreiten als über andere Oberflächen. Die Toilettenspülung wirbelt beispielsweise Luft auf, Keime können nach dem Aufwirbeln auf die Klobrille herabsinken und so weitergetragen werden.  Viren können auf unbelebten Oberflächen Tage bis Wochen überleben. Bakterien können unter optimalen Bedingungen bis zu 4 Jahre überleben, sie werden auch durch Einfrieren nicht vollständig abgetötet. Manche (Salmonellen) beginnen erst bei Temperaturen bei unter minus 60 Grad abzusterben.
In der Regel ist der Einsatz von Desinfektionsmittel im Haushalt nicht erforderlich. Desinfizierende Produkte belasten die Umwelt und unsere Gesundheit. Krankheitskeime werden durch den Einsatz von desinfizierenden Wirkstoffen und Antibiotika widerstandsfähiger und sind dadurch in den Krankenhäusern und Pflegeheimen schwerer zu beseitigen. Zudem kann unser Immunsystem in einem bakterienfreien Umfeld nichts lernen.

In der aktuellen Pandemie geht es darum die Ausbreitung eines Erregers, der unserem Immunsystem unbekannt ist, einzudämmen.



Bericht: Robert Hofrichter, Walter Buchinger, Gerald Blaich, Helmut Wipplinger, Elisabeth Buchinger und Max Wagner

Redaktion: Helmut Wipplinger