Der noch viel jüngere Robert Hofrichter in voller Tauchmontur bei Glavotok, Insel Krk, 1994 / Foto: Maria Hofrichter

Dieser mehrteilige Rückblick, dessen ersten Teil wir heute veröffentlichen, bietet nostalgische Einblicke in die Entstehungsgeschichte von MareMundi und seines MMIK-Institus auf Krk, das früher den Namen „Schule am Meer“ trug.

Wenn wir mit einer symbolischen „Urzeit“ beginnen wollen, dann werden die ältesten Erinnerungen vorerst die von Robert sein, der die Ziele „Forschung, Bildung und Schutz“ damals noch als Alleinkämpfer verfolgte. Zuerst jedoch – man schrieb die Jahre 1991 bis 1995 – stand vielmehr die Fertigstellung der Diplomarbeit und anschließend der Dissertation von Robert im Mittelpunkt seiner Bemühungen. Doch sollte sich der magische Ort auf Krk auch für die Zukunft als prägend erweisen: Für viele Jahre sollte Glavotok für die Schule am Meer und später das MMIK ein wichtiger Schauplatz für Exkursionen mit Schüler- und Student:innen bleiben. Ein großes Team, wie wir es im Frühjahr 2025 auf der Webseite von MareMundi finden, hat noch lange nicht existiert. Eine Ausnahme war Roberts geschätzter Freund und Studienkollege Hubert Blatterer, mit Leib und Seele Biologe, Taucher, Fotograf und Naturforscher, mit dem wir seit 1989 gemeinsam (nicht nur) die Adria unsicher machten. Erst 2007 entstand bei einer durch Robert organisierten ornithologischen Exkursion ins Donaudelta eine Freundschaft mit dem heutigen Vorstandsmitglied Gerald Blaich. Schon ein Jahr später begleitete er Robert ab 2008 auch nach Krk, wo in Kooperation mit dem Tauchlehrer Branko Gaspar am Campingplatz Glavotok gerade die erste „Schule am Meer“ als zartes Pflänzchen aus der Taufe gehoben wurde. 2008 schloss sich auch der damals noch sehr junge Max Wagner in einem anderen Zusammenhang unserem Team an – er wollte an der Feldstation RSEC in El Quseir am Roten Meer mit uns Korallenriffe untersuchen. Unsere Partnertauchbasis damals war SUBEX und das ganze Abenteuer hat sich im Mövenpick-Resort (El Quadim Bucht) abgespielt. Alle weiteren Mistreiter stießen erst später im Laufe der Jahre dazu.

1990 – 1995: In diesen Jahren gab es noch kein MareMundi. Robert hat an der Universität Salzburg und an verschiedenen Instituten am Mittelmeer Zoologie und Meeresbiologie studiert. Doch Krk und insbesondere Glavotok hatten schon damals eine besondere Bedeutung. 2008 kam er hierher zurück, um eine Feldstation für Meeresbiologie und Umweltschutz zu gründen. Die rechtliche Basis der Unternehmung war damals schon MareMundi, jedoch in Form einer deutschen Gemeinnützigen Gmbh. / Fotos: Robert Hofrichter

Ein Vorbild für die Entstehung des MMIK war das IfmB von Dr. Claus Valentin auf Isola del Giglio

Lang bevor der Autor dieser Zeilen auf die Idee kam ein eigenes Institut zu initiieren, musste noch viel Wasser in die Meere fließen. Zuerst einmal hieß es an der Universität Salzburg möglichst viel Fachwissen über Biologie und die Meere zu erwerben. Professor Alfred Goldschmid war einer jener akademischen Lehrer, die mit ihrem Wissen einige Generationen von Studierenden tief geprägt haben. Schon kurz danach erwachte erstens der Wunsch, die Welt zu bereisen und möglichst viele Meere tauchend zu erforschen, und zweitens das Bedürfnis, das eigene Wissen an Jüngere weiter zu geben. Bereits im ersten Jahr nach der Promotion begann Robert, Bücher und Artikel zu schreiben, Exkursionen jeder Art in exotische Gegenden zu führen und meeresbiologische Kurse für Studenten anzubieten.

Und so zeichnete sich Roberts künftiger Lebensweg ab. Vor allem Jacques Cousteau hat ihn wie sehr viele andere mit seiner TV-Serie „Geheimnisse des Meeres“ geprägt. Hans Hass, den Robert 1996 auch persönlich kennenlernen durfte, Besuchte die Präsentation der von Robert herausgegebenen Zeitschrift „Aquatica“ im Haus der Natur in Salzburg.

Roberts erster richtiger Arbeitsplatz als tauchender Meeresbiologe und Mittelmeerkenner befand sich auf Isola del Giglio im Toskanischen Archipel südlich von Elba. Hier fand sich das legendäre IfmB, das Institut für marine Biologie von Dr. Claus Valentin. Die Institution IfmB gibt es unter der Führung unserer Kollegin Jenny Tuček auch heute noch. Die winzige Insel sollte als Folge der Verantwortungslosigkeit eines Kapitäns mit dem Namen Francesco Schettino später traurige Berühmtheit erlangen: Das Traumschiff Costa Concordia verunglückte hier am 13. Januar 2012, und 32 Menschen starben. Insgesamt waren 3.216 Passagiere und 1.013 Besatzungsmitglieder an Bord, während der kleine Hafen Giglio Porto bloß um die 600 Einwohner zählt.

Es sollten neun wunderbare, unvergessliche und prägende Jahre auf Giglio werden, Jahre, in denen auch zwei Bände von „Das Mittelmeer“ veröffentlicht wurden, die auch auf Spanisch erschienen sind. Das IfmB war prägend für die ganze Community der Meeresbiologen: Hier kamen alle zusammen, die Professoren und ihre Studenten, egal aus welchem Land, um sich nach der Arbeit in der Pizzeria da Toni auf ein Bierchen zu treffen. Bis heute noch prägt uns das IfmB: Unser Kursleiter der Saison 2024 und ab 2025 Führungskraft für Forschung und Schutz, Felix Ivo Roßbach, begann seine Karriere genau wie Robert auf Giglio.

1999 – 2008: Wunderschöne Jahre auf Isola del Giglio. In den Jahren 1999 bis 2002 entstand auch das Werk „Das Mittelmeer“. Die Veröffentlichung von Band III wollte aber leider nicht gelingen. Ursprünglich wurde MareMundi gegründet um die Herausgabe des dreibändigen Standardwerks zu stützen. / Fotos: Robert Hofrichter

So schön Giglio über und unter Wasser auch war (die UW-Welt ist auf jeden Fall beeindruckender als im Kvarner), aus Salzburg nach Giglio zu gelangen war eine anstrengende Angelegenheit. Man fährt eine ganze Nacht lang mit dem Auto, um dann aus Porto Santo Stefano mit der Fähre auf die Insel überzusetzen. Da war also das IfmB als Vorbild. Und da war die schöne Erinnerung an die kroatische Insel Krk aus früheren Jahren. Warum nicht etwas Eigenes aufbauen, viel näher an Salzburg? Warum nicht gleich auf Krk?

Tja, warum eigentlich nicht Krk? Die Insel ist groß (403 km2), bietet eine bunte Vielfalt an Lebensräumen zwischen dem submediterranen Flaumeichen-Hainbuchenwald im Norden und dem eumediterranen Karst im Süden, verbindet Natur, Geschichte und Kultur in idealer Weise und allem voran ist es die für Mitteleuropäer nächstgelegene mediterrane Insel. Sie ist sogar mit einem eigenen Flughafen ausgestattet, denn der Flughafen Rijeka ist auf Krk. Und eine Fähre benötigt man auch nicht, denn seit dem 19. Juli 1980 verbindet die „Tito-Brücke“ die Insel mit dem Festland. Später taufte man sie auf das politisch neutralere „Krčki most“ um – die Krk-Brücke.

Im Februar 2008 erkundete Robert die Insel mit seiner Frau Maruska und der alten Vicky genauer, um zu klären, ob sie für das Konzept eines meeresbiologischen Instituts geeignet wäre. Es waren milde Frühlingstage, die Mandelbäume blühten bereits. Kein einziger Tourist war zu sehen. Wenig überraschend zog es Robert gleich zum Campingplatz Glavotok, wo er früher seine Forschungen durchführte. Das Ambiente war herrlich, die Küstenlandschaft in der Umgebung faszinierend. Und so ließ er sich für drei Jahre hier nieder.

Dass kein Anfang leicht ist weiß jeder, der eine anspruchsvolle Unternehmung startet. Ohne entsprechende finanzielle Reserven gestaltet sich so ein Start besonders schwierig. Ganz allein konnte Robert das Projekt nicht beginnen, denn dazu braucht man örtliche Partner, jemanden mit einem Schiff und eine Tauchbasis. Nach zwei Fehlversuchen in Bezug auf missglückte Partnerschaften übersiedelte diese Urform der Schule am Meer im Jahr 2010 schließlich nach Punat. Hier kamen schließlich die richtigen Kooperationspartner für eine kontinuierliche und langfristig positive Entwicklung zusammen. Dazu gehörte vor allem der legendäre Kapitän Toni (Anton Zic). Nach und nach war dann auch Tonis ganze Familie in unsere Aktionen involviert. Mit dem „Piratenschiff“ Kosljun machten wir die Gewässer des Kvarners unsicher und unsere Besucher glücklich. Später kam noch das Hostel Kantun dazu, das die Familie erwarb und ausbaute. Nicht minder entscheidend war ab 2011 die Partnertauchbasis Styria Günis. Güni ist unter Tauchern weithin bekannt und wie Toni auch so eine Art Urgestein der Szene. Eine neue Heimstätte fanden wir im Hotel Omorika, in dem unsere Kursteilnehmer:innen, vor allem die Schulklassen, bis heute untergebracht sind und vorzüglich verköstigt werden.

2009 – 2010: Seit den ersten Bootsfahrten nach Cres und Plavnik waren die Gänsegeier treue Begleiter aller unserer Ausflüge. Mit ihren 270 cm Flügelspannweite sind sie immer ein imposanter Anblick. Einige Jungbiologen begannen mit der Erforschung der Schildfische (Familie Gobiesocidae; das war Roberts ursprüngliches Forschungsfeld), längst haben sie erfolgreiche akademische Karrieren eingeschlagen. Der heutige Vizepräsident von MareMundi, Helmut Wipplinger, besuchte uns und hielt als damaliger Vertreter von Sharkproject einen Vortrag über Haie. Auch Elisabeth und Walter Buchinger beehrten die kleine Station mit einem Besuch. Während 2008 noch Touristen, Taucher und einfach interessierte Besucher unser Klientel bildeten, kamen dann 2009 im Rahmen von meeresbiologischen Schulprojektwochen die ersten Gymnasien an unsere Station in Glavotok. Das primäre Ausflugsziel war damals noch nicht die unbewohnte Insel Plavnik (die weiter südlich am südlichen Ausgang des „Mittleren Tors“ liegt), sondern die große Nachbarinsel Cres und das wunderbare Städtchen Beli schräg gegenüber von Glavotok. Hier war damals ein Projekt zum Schutz der Geier angesiedelt – und ist es heute nach einer kurzen Pause wieder aktiv. Da es zu dieser Zeit noch kein richtiges Institut gegeben hat – der Unterricht fand in einem großen Zelt statt –, hielt Robert den Unterricht oft im Freien ab. Auch das berühmte Experiment mit zwei verbundenen Aquarien wurde irgendwo an einem passenden Platz durchgeführt, z.B. auf der Mole von Glavotok. Zu den beliebtesten kulinarischen Adressen auf Krk zählte die Konoba pod Prevolt unserer Freunde Katica und Dragan – daran hat sich bis heute nichts geändert. Für Robert waren es auch die aufregenden Jahre der „Bedrohten Paradiese“. Diese Sendung des WDR mit insgesamt acht Folgen, mit Robert als Protagonisten, hat beliebte Reisedestinationen der Deutschen vorgestellt und ist der Frage nachgegangen, wie sich der Massentourismus auf die Natur dieser Regionen auswirkt. In zwei Jahren besuchten Robert mit dem WDR-Team das Rote Meer, Griechenland, die Balearen, die Kanaren, die Malediven (u.a. die Müllinsel Thilafushi), Thailand und die USA, konkret den Golf von Mexiko nach dem Unglück der Deepwater Horizon). Das Foto des brennenden Bohrturms hat Robert aus einer Cesna fotografiert. Es waren aufregende Jahre, aus dem Projekt ist auch ein gleichnamiges Buch entstanden. / Fotos: Robert Hofrichter

Im nächsten, zweiten Teil unserer Serie werden wir uns den Jahren 2011 bis 2016 widmen, den Jahren des enthusiastischen Aufschwungs.

Die gesamte Artikelserie zu „Geschichte eines Instituts auf Krk“ ist unter folgenden Links abrufbar:

  1. Teil I – Geschichte eines Instituts auf Krk („Urzeit“ bis 2010)
  2. Teil II – Geschichte eines Instituts auf Krk (2011 bis 2016)
  3. Teil III – Geschichte eines Instituts auf Krk (2017 bis 2021)
  4. Teil IV – MareMundi feiert als Verein den 15-jährigen Geburtstag


Bericht und Fotos: Robert Hofrichter
Redaktion: Julian Robin
Korrektur: Christina Widmann

Veröffentlicht am 08.03.2023