Street-art in Glasgow / Foto Ena Kulauzovic

Griechisches Seemonster, Lieblingstier vieler Taucher und Schnorchler, und ein Einzelstück der Meere:  Ena Kulauzovic von MareMundi erzählt etwas über Seepferdchen (Hippocampus).

Die alten Griechen nannten es Hippocampus, das verkrümmte Pferd. Kopf und Vorderhufe eines Pferdes sollte es haben, verschmolzen mit dem Schwanz eines schlangenartigen Fisches. Dieser Hippocampus war riesengroß, ein wahres See-Pferd, und zog den Wagen des Meeresgottes Poseidon.

In Wahrheit sind  Seepferdchen kleiner, aber nicht weniger faszinierend. Was nämlich auf den ersten Blick nicht aussieht wie ein Fisch, ist durch und durch ein Teil der Familie der Röhrenmäuler (Syngnathidae) und der Unterfamilie der Hippocampinae (Seepferdchen). Warum aber sehen Seepferdchen so anders aus als alle anderen Fische?

Das Kurzschnäuzige Seepferdchen (Hippocampus hippocampus) ist auch im Mittelmeer zuhause / Foto: Robert Hofrichter

Flossen: Überflüssig

Seepferdchen leben in warmen Meerwasserregionen und sind nicht besonders sportlich unterwegs. Sie sind Fleischfresser, aber anstatt zu jagen warten sie lieber gemütlich, bis ihre Beute auf sie zugeschwommen kommt. Das führte dazu, dass die Bauchflossen, die normalerweise für das „fine-tuning“ beim Schwimmen sorgen, nicht mehr benutzt wurden und sich zurückgebildet haben.

Was frisst nun ein Seepferdchen? Sie ernähren sich von kleineren Fischen und Krebsen, Wasserflöhen, Plankton und Garnelen. Dabei haben sie keinen Magen, der eine Mahlzeit speichern könnte. Stattdessen sind sie ständig am essen, da ihre Nahrung förmlich durch ihr Verdauungssystem rutscht.

Ich bin ein Grashalm

Ein weiteres Merkmal der Seepferdchen ist ihre aufrechte Körperhaltung. Diese unterliegt nicht ästhetischen Gründen, sondern vielmehr der Beziehung zwischen Lebensweise und Funktion. Seepferdchen sind kleine Meister der Tarnung. Um ihren Fressfeinden zu entgehen, verstecken sie sich in Seegraswiesen, wo ein aufrecht gebauter Fisch besser mit seiner Umwelt verschmelzen kann als einer, der horizontal gebaut ist. Zusätzlich kann sich das Seepferdchen mit seinem kringeligen Ende am Seegras festhalten. Gemeinsam mit den Grashalmen wiegt es sich in den Wellen, und sieht für seine Feinde selbst wie ein Grashalm aus.

Schwangere Männchen

Viele Eigenschaften machen das Seepferdchen einzigartig, aber keine so wie die Verteilung der Geschlechterrollen. Während bei allen anderen Tieren  die Weibchen den Nachwuchs zur Welt bringen, haben die Seepferdchen diese veraltete Sichtweise über Bord geworfen und den Spieß umgedreht. Hier wird nämlich die Bruttasche des Männchens vom Weibchen mit rund 2000 Eiern beladen, und diese werden dann vom Männchen nach ca. 45 Tagen als Mini-Seepferdchen aus der Bruttasche gepresst.

So viele Eigenschaften machen das Seepferdchen einzigartig unter den Tieren, weshalb es umso wichtiger ist, sie vor Fang zu schützen und bei Beobachtungen nicht zu stören.



Bericht: Ena Kulauzovic
Redaktion: Helmut Wipplinger
Fotos: Ena Kulauzovic und Robert Hofrichter