Pia Balàka / Foto: Franzi Kreis www.franzikreis.com

Das von MareMundi gestiftete „Dr. Walter Buchinger Stipendium zur Förderung der Haiforschung“ geht 2024 an Pia Balàka.

Im Frühjahr 2024 hat uns im Alter von 76 Jahren MareMundi-Vizepräsident, Dr. Walter Buchinger verlassen. Die große Liebe des Mediziners und Chirurgen galt den Ozeanen – und ganz besonders den Haien. Gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth widmete er viele Jahre seiner Freizeit dem Haischutz.
Es war der Wunsch seiner Frau Elisabeth und des gesamten weiteren Vorstands von MareMundi, dass Walters langjährige Bemühungen für den Schutz der Haie dauerhaft in Erinnerung bleiben.

Aus diesem Grund haben wir dieses Jahr ein Sonderstipendium in Höhe von EUR 5.000,- zu Ehren von Walter vergeben. Walter hatte sich vor seinem Ableben gewünscht, dass von Blumen- und Kranzspenden bei seiner Trauerfeier abgesehen und stattdessen Geld zur Stärkung von Meeresschutzbemühungen gesammelt wird. Diese Spenden hat Elisabeth dann noch sehr großzügig aus eigenen Mitteln ergänzt und so ist die Finanzierung des Stipendiums entstanden.

Das Dr. Walter Buchinger Stipendium zur Förderung der Haiforschung geht 2024 an die junge Haiforscherin Pia Balàka von der Universität Wien, die mit dieser Unterstützung erste Daten für ihre geplante Dissertation sammeln wird. Wir alle sind überzeugt, dass Walter große Freunde mit diesem Projekt hätte.

MareMundi möchte möglichst viel über die Knorpelfische der nördlichen Adria, insbesondere der Kvarner Bucht erfahren. Immerhin verstärkt unsere NGO seit zwei Jahren im Rahmen des Projekts mpa4Kvarner ihre Bemühungen, mehr für den Meeresschutz im Kvarner zu erreichen. Wir sind überzeugt, dass Teile der einstigen, wunderbaren Biodiversität dieses Gebietes zurückkommen werden, wenn wir dem Meer nur die Chance zur Regeneration geben.

Doch nun zurück zu unserem Forschungsstipendium: Pia Balàka möchte den taxonomischen Status des Duhamel-Katzenhais (Scyliorhinus duhamelii) untersuchen. Diese Art könnte endemisch im Mittelmeer sein, wird aber von vielen Wissenschaftlern aufgrund fehlender molekularbiologischer Daten noch nicht vollständig anerkannt. Denn es besteht auch die Möglichkeit, dass der Duhamel-Katzenhai lediglich eine Farbvariante des gut bekannten Kleingefleckten Katzenhais (Scyliorhinus canicula) ist.

Duhamel-Katzenhai (Scyliorhinus duhamelii) oder eine Farbvariante des Kleingefleckten Katzenhais (Scyliorhinus canicula)? / Foto: Matthias Brunner

Frühere Studien haben bereits regionale Unterschiede im Aussehen dieser Katzenhaie festgestellt, jedoch nur mit begrenzten genetischen Markern. Die beiden potentiellen Arten sind zweifellos eng miteinander verwandt, und nur eine umfassende genetische Analyse des gesamten Genoms kann dabei helfen, solche sogenannten „kryptischen Arten“ zu unterscheiden. Zusätzlich werden morphologische und morphometrische Studien durchgeführt sowie Bild- und Videomaterial gesammelt, um die Verbreitung der Arten zu untersuchen. Das Ziel ist es, den Status des Duhamel-Katzenhais zu klären und notwendige Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Das passt ausgezeichnet zu den Meeresschutzplänen von MareMundi und zu unserem Wunsch, der Vielfalt des Lebens in der Nordadria zum alten Ruhm zu verhelfen.

Systematisch-taxonomische Grundlagenforschung ist für den Artenschutz im Mittelmeer entscheidend, denn erst wenn man versteht, welche Arten es in einem Gebiet überhaupt gibt und was die Lebensraumansprüche dieser Spezies sind, können für sie Artenschutzkonzepte entwickelt werden. Mit dem Erkennen des korrekten Status des Duhamel-Katzenhais werden sich neue Türen für entsprechende Schutzmaßnahmen öffnen. Das entspricht auch den höheren Zielen internationaler Organisationen, denn der aktualisierte „Aktionsplan für die Erhaltung der Knorpelfische im Mittelmeer“ sieht die kontinuierliche Überprüfung der Daten und neue Studien vor, um den Status endemischer Arten zu klären. Pia Balàkas Forschung trägt somit wesentlich zum Verständnis der Artenvielfalt im Mittelmeer bei – und wir sind stolz dabei sein und mitunterstützen zu dürfen.

Das gesamte Team von MareMundi gratuliert ihr herzlich und wünscht ihr bei ihrem Vorhaben viel Erfolg. Sie wird uns natürlich im Zuge des Projekts kontinuierlich auf dem Laufenden halten.



Bericht: Maximilian Wagner, Robert Hofrichter
Redaktion: Helmut Wipplinger

Veröffentlicht am 3.1.2025