Haarstern rot fliegend Foto: Timo Höbenreich

Haarstern (Antedon mediterranea) / Foto: Timo Höbenreich

Das MareMundi-Team geht von April bis Oktober, Woche für Woche, Tag für Tag, aufs Neue ins Meer, um Schülerinnen und Schülern die faszinierende Unterwasserwelt des Mittelmeeres näherzubringen. Dabei gibt es Lebewesen, die wir jedes Mal antreffen – wie etwa Seegurken, den Goldschwamm oder den Meerjunker. Sie sind also schon alte Bekannte für uns und trotzdem immer wieder aufs Neue faszinierend. Andere wiederum lassen sich nur mit viel Glück oder Können entdecken. Genau das macht den Reiz aus – diese seltenen Begegnungen sorgen für Nervenkitzel und haben ein regelrechtes Wettrennen im Team entfacht: Wer schafft es, das nächste besondere Tier zu entdecken?

Wir stellen euch einige dieser Besonderheiten vor: Der Mittelmeer-Haarstern (Antedon mediterranea) ist in unseren Schnorchelbuchten ungefähr ab 10m Tiefe zu finden. Von oben muss die schnorchelnde Person ein sehr scharfes Auge haben, denn die Haarsterne sind sehr feingliedrig und erscheinen in der Tiefe wenig farbenfroh. Sie halten sich mit Haftkrallen an Steinen oder anderen exponierten Hartsubstraten als Aufsitzer fest. Wenn man das Glück hat, einen Haarstern zu erspähen, kann man ihn vorsichtig zusammen mit dem Stein nach oben tauchen und direkt unter der Wasseroberfläche aus nächster Nähe bestaunen.

Haarsterne (Antedon mediterranea) / Fotos: Timo Höbenreich

Wer seine Augen schärft und genau hinsieht, kann mit etwas Glück auch seine Artenliste um eine wunderschöne Partnergarnele (Hippolyte cf. prideauxiana) erweitern. Diese Garnele wurde 2019 erstmals in der nördlichen Adria nachgewiesen (Kirinčić, M., 2006) und nutzt den Haarstern als Wirt, der ihr Lebensraum und Schutz vor Fressfeinden bietet. Sie ist farblich perfekt an den Haarstern angepasst und daher nicht leicht zu finden. Der Finderlohn dafür beträgt im MareMundi-Team inzwischen schon eine Pizza.

Garnele Mittelmeer Adria, Foto: Chiara Obst

Garnele (Hippolyte cf. prideauxiana) / Foto: Chiara Obst

Ein absolutes Highlight

In den letzten Wochen hatten wir das Glück, ein äußerst seltenes und majestätisches Tier zu beobachten – den Gestreiften  Adlerrochen (Aetomylaeus bovinus), auch bekannt als Entenschnabelrochen. Diese Art wurde zuletzt 2020 für die Rote Liste der bedrohten Arten der IUCN bewertet und als „Critically Endangered“ (vom Aussterben bedroht) eingestuft. Diese Einstufung basiert auf dem Kriterium A2d, das auf einem signifikanten Rückgang der Population durch Überfischung und Verlust des Lebensraums hinweist. In der Bucht von Malinska hat der Rochen im Boden nach Nahrung wie Schnecken, Krebsen und Fischen gesucht und konnte beim “Fliegen” durchs Wasser beobachtet werden. Aufgrund seiner Färbung ist er von oben beim Schnorcheln schwer zu erkennen – er ist nahezu perfekt getarnt. Nachdem aber zum ersten Mal ein Rochen in Malinska gesehen wurde, waren alle Schnorchelguides besessen davon und haben bei jedem weiteren Besuch die Augen weit offen gehalten. Mit Erfolg: Der Gestreifte Adlerrochen konnte ein weiteres Mal gesichtet und von den Schüler:innen bestaunt werden :-)

Adlerrochen Mittelmeer Adria Malinska, Foto: Timo Höbenreich

Gestreifter  Adlerrochen (Aetomylaeus bovinus) / Fotos: Timo Höbenreich

Ein ganz kleiner besonderer Fund ist die Goldschwamm-Schnecke (Tylodina perversa). Sie ist hin und wieder auf einem Goldschwamm anzutreffen, jedoch sitzt nicht auf jedem eine Schnecke! Wer motiviert ist, schaut sich jeden Schwamm genau an und sucht nach einer kleinen, knallgelben Schnecke mit einer flachen, hütchenförmigen Schale. Sie ernährt sich von dem Goldschwamm, beziehungsweise den symbiontischen Cyanobakterien (auch “Blaualgen” genannt) in und auf ihm. Oft sind Fraßspuren zu erkennen: Dann kann die begehrte Schnecke nicht weit sein. Allzu tief müssen die Schnorchler:innen dafür gar nicht abtauchen, auch im Flachwasser sind die Goldschwamm-Schnecken zu finden und auch die Schüler:innen können sie bestaunen.

Goldschwamm-Schnecke (Tylodina perversa) / Foto: Timo Höbenreich

Die große Begeisterung, die all diese Tiere auslösen, überträgt sich dann natürlich auch auf die Schüler:innen in den Schnorchelgruppen und lässt den Schnorchelgang unvergesslich werden. Doch auch Seegurken können enthusiastische Reaktionen auslösen und die Schüler:innen stecken die Schnorchelguides mit ihrer Begeisterung dafür regelrecht an. In diesem Sinne, drückt uns die Daumen für weitere spannende Funde in der nächsten Saison!



Bericht: Anna Wohltorf und Jonas Landwehr
Fotos: Timo Höbenreich und Chiara Obst
Redaktion: Heiko Gothe

Veröffentlicht am 04.11.2024