Der Mediterran ist Schauplatz eines gravierenden Interessenkonflikts zwischen maximaler Ressourcenausschöpfung und nachhaltigem Umweltmanagement: der Fischerei sowie dem Versuch, die rückläufigen Fänge durch Zucht mariner Tiere in Aquakulturen wettzumachen.
Das Ökosystem Meer ist durch Überfischung bedroht. Die FAO, die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen, bezeichnet 70 Prozent der wirtschaftlich wichtigen Fischbestände als komplett ausgebeutet, überfischt oder erschöpft.
Das Mittelmeer bildet bei all diesen unerfreulichen Überlegungen keine Ausnahme, im Gegenteil, gehört es doch zu den am stärksten ausgebeuteten Fischereigebieten der Welt. Nahezu alle wirtschaftlich nutzbaren Fischbestände sowie Meeresfrüchte werden bis zur Belastungsgrenze und darüber hinaus befischt.
Die Aquakulturindustrie des Mittelmeeres sie ist auf den nachfolgenden Seiten dargestellt erwirtschaftete im Jahr 1984 78.180 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte; 1996 waren es bereits 248.460 Tonnen.
Der Großteil der Fischerei im Mittelmeer wird von den Staaten betrieben, die zur Europäischen Union gehören. Bei der Ausbeutung kleiner pelagischer und bodennaher Fischpopulationen gibt es kaum Länderkonflikte, da diese Bestände meist nur von der lokalen Fischerei genutzt werden.
Jedes Jahr im Mai, Juni und Juli treffen sie sich nördlich und östlich der Balearen: die Gewöhnlichen, die Roten oder Großen Tunfische (Thunnus thynnus). Sie gehören zu den größten und schwersten Knochenfischen der Welt, und sie wandern aus dem kühlen Atlantik in das warme Mittelmeer, um zu laichen. Die Reproduktionsrate der Tune ist hoch, die Wachstumsrate groß, die großen Schwärme sind leicht zu orten, und ihr Fleisch wird sehr geschätzt. Die bis zu 560 Kilogramm schweren und bis drei Meter langen Fische machen Jagd auf pelagische Schwarmfische; sie selbst werden wegen ihres delikaten Fleisches gejagt.
1987 testeten die Franzosen mit zwei Schiffen die Treibnetzfischerei im Nordostatlantik. Schon 1990 regte sich, sogar unter Fischern, erster Widerstand in Italien protestierten die Besatzungen 700 italienischer und 20 spanischer Fischkutter gegen den Einsatz von Treibnetzen. Das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior kreuzte gerade im südlichen Pazifik und demonstrierte dort gegen den Einsatz der Treibnetze. Als bekannt wurde, dass jährlich weltweit 20.000 Delfine als Beifang der Tunfischjagd verendeten, begannen die ersten massiven Kaufboykotte der Verbraucher gegenüber Tunfischkonserven. Eine Vielzahl unterschiedlicher Labels aus delfinfreundlichen Fängen entstand. Durch Demonstrationen in italienischen Touristenhäfen machten Umweltschützer auf das Problem der Treibnetzfischerei aufmerksam. Im Oktober 1990 reagierte der EU-Ministerrat auf die Protestaktionen mit einem Verbot für Treibnetze von über 2,5 Kilometer Länge. Doch die Netze wurden weiter eingesetzt. 1992 wurden riesige Treibnetze asiatischer Fischtrawler vor den Mittelmeerküsten ausgemacht.