Man spricht oft landläufig von “Meeresbiologie“, obwohl “Meereskunde“ in vielen Fällen der korrektere Ausdruck wäre. Was bedeuten die erwähnten Begriffe genau und wie sind sie definiert? Die Antworten auf diese Fragen gestalten sich nicht einfach.
Für die Geburtsstunde der wissenschaftlichen Ozeanographie wird vielfach der Beginn der “Challenger“-Expedition gehalten, die Terminologie rund um die Ozeanographie, “Thalassographie“, wie die Amerikaner und Italiener des 19. Jahrhunderts diese Wissenschaft vielfach genannt haben, und “Meeresbiologie“ wurde jedoch in den etwa 150 Jahren der Wissenschaft vom Meer nicht einheitlich verwendet. Die wichtigsten Begriffe sollen daher kurz definiert werden, wodurch andere Definitionen nicht ausgeschlossen sind. In verschiedenen Werken findet man Erklärungen mit durchaus abweichender “innerer Logik“. In der deutschsprachigen Literatur wurde vielfach nicht zwischen Ozeanologie und Ozeanographie unterschieden oder überhaupt nur der letztere der beiden Begriffe verwendet.
Unter Ozeanographie hat man hauptsächlich die Physik, Chemie und Geologie der Meere verstanden; die “Meeresbiologie”, die der biologischen Ozeanographie nahekommt, wurde mehr oder weniger ausgeklammert. Etwas breiter wurde der Begriff “Meereskunde” (als Gegenstück zu “Erdkunde“) aufgefasst; er konnte sowohl physikalisch-chemische als auch biologische Aspekte einschließen. “Verbindung der Geographie des Meeres mit der Physik und Chemie”, “Küstengeographie”, “Physiographie des Meeres”, “Hydrographie“ und “maritime Meteorologie” sind nur einige Buchtitel oder angestrebte Namenskreationen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie zeigen, dass der Terminus “Ozeanographie” nicht auf geradem Weg entstanden ist, und erklären zum Teil die bis heute anhaltende Unsicherheit bei der Verwendung der abgehandelten Begriffe.
Zusätzliche Verwirrung stiftete der unterschiedliche Gebrauch bzw. die Bewertung der einzelnen Termini in anderen europäischen Sprachen. Im Französischen etwa werden Ozeanologie und Ozeanographie vielfach gleichbedeutend gebraucht. Älter noch als die bisher genannten Begriffe und einst häufig verwendet ist das erwähnte Wort Thalassographie (thalassography, talassografia) oder auch thalasso Biologie (vor allem im Italienischen als talasso biologia). Die Begriffe leiten sich aus dem griechischen (vorhellenischen) Wort thálassa ab, unter dem die Griechen vor allem das Mittelmeer verstanden haben, im Gegensatz zum mythenumwobenen Okeanos jenseits der Grenzen der ihnen damals gut vertrauten Welt innerhalb der “Säulen des Herakles“ (Gibraltar).
Spuren hinterlassen hat der historisch gewachsene Unterschied zwischen der Erforschung des Benthals und jener des Pelagials. Etwas vereinfacht dargestellt: Das stark von Organismen geprägte Reich des Meeresgrundes (Benthal) wurde seit dem Aufschwung der Meereswissenschaft im 19. Jahrhundert vor allem von Zoologen bzw. Biologen studiert; das Reich des offenen Wasserkörpers (Pelagial), dessen Hauptmasse “nur aus Wasser“ besteht, von Ozeanographen verschiedener Fachdisziplinen (vgl. “Ozeanographie“). Die zwei “Reiche“ sind in der Tat recht verschiedenartig, und ihre Erforschung verlangt nach entsprechend unterschiedlichen Methoden.