Um dem im Laufe der Zeit unentwegt steigenden Wettbewerb gewachsen zu sein, haben sich bäuerliche Betriebe zu energiehungrigen Unternehmen entwickelt. Es wird gedüngt und bewässert, Hochleistungsmast und Milchproduktion betrieben, kultiviert und beweidet. Jedes Jahr gelangen unglaubliche Mengen Phosphat und Stickstoff, Pestizide und Herbizide, Schwermetalle und Krankheitserreger sowie Salze und Spurenelemente ins Grundwasser, in die Feuchtgebiete, Flüsse, Seen und letzten Endes ins Endlager Meer.
In der Landwirtschaft zeigen sich in den einzelnen Regionen unterschiedliche Entwicklungen. Nimmt der bewirtschaftete Teil in den nördlichen Mittelmeerländern ab und bestimmen hier eher großflächige Monokulturen den Ackerbau, so ist der Anteil landwirtschaftlich genutzter Flächen in den südlichen und östlichen Ländern während der letzten Jahrzehnte gestiegen. Im Süden werden weit mehr Düngemittel eingesetzt als im Norden, und auch die Fläche der bewässerten Kulturen liegt über jener der Industrieländer.
Vor allem Meeresgebiete in der Nähe großer Flussdeltas sind von deren giftiger Fracht bedroht. Die beträchtlichste Menge gelangt durch die Rhône ins Mittelmeer, aber auch der Po verfrachtet große Mengen belasteter Sedimente und Düngemittel.
Oft sind es eine unzureichende Ausbildung und die Hoffnung auf schnelle Gewinne, die den Umgang mit Hilfsstoffen im Ackerbau so stark ansteigen lassen. Seit etwa zwanzig Jahren setzt man in der Landwirtschaft verstärkt Herbizide, Insektizide und Fungizide ein, da Monokulturen besonders anfällig für Krankheiten und Schädlingsbefall sind. Ackerflächen der nördlichen und westlichen Länder werden intensiv mit Pestiziden besprüht. Allein in Frankreich wurden im Jahr 1990 36.000 Tonnen Pestizide auf die Felder verteilt, in Italien waren es 1987 schon 33.000 Tonnen Tendenz steigend. Zusätzlich gelangen die Abwässer der Chemiefabriken in die Flüsse. Neben den großen Flüssen der Mittelmeerregion, die die Hauptlast ins Meer transportieren, werden die Pestizide auch mit den Luftströmungen über Land verteilt. Sie belasten sowohl Grund- als auch Oberflächenwasser und letztlich das Ökosystem Mittelmeer. Ihre Giftigkeit zeigt sich manchmal erst nach jahrelanger Exposition. Folgen für den Menschen sind unter anderem Krebs und Schädigungen des neuronalen und reproduktiven Systems.