Die WDR-Serie Bedrohte Paradiese startete 2008 mit einer Folge über das Rote Meer und mit Beteiligung von mare-mundi und RSEC. Diese Dokumentation gewann zwei wichtige Preise.
2008 - 2010: die story - WDR Fernsehen
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In der Vielfalt und seiner engen Verzahnung der Teillebensräume ist das Mittelmeer ebenso komplex wie in geologischer, geographischer und ozeanographischer Hinsicht. Die reiche Reliefgliederung der Küstenlandschaft als Folge tektonischer Dynamik, eustatischer Schwankungen des Meeresspiegels, Erosion und Sedimentation setzt sich unter dem Meeresspiegel in zum Teil imposanten Unterwasserlandschaften fort.
Bereits auf den ersten Blick werden unterschiedliche Teillebensräume oder Bereiche wie Hartböden (primäre Hartböden aus anstehendem Fels), Sedimentgrund (etwa Geröll, Blockfelder, Sand, Schlamm = Weichboden), sekundäre Hartböden biogenen Ursprungs (Coralligène), Seegraswiesen, Algenbestände und andere erkennbar. In der Fachsprache werden Lebensraum-Untereinheiten, die sich durch ihre Lebensgemeinschaften deutlich von anderen abgrenzen lassen, als Fazies bezeichnet. Meistens werden solche Fazies nach einer oder mehreren besonders charakteristischen Arten der Lebensgemeinschaft benannt.
Die ausführliche UNEP-Klassifizierung mariner Habitattypen für die mediterrane Region (1998), die sich nach Charakterarten richtet, zeigt deutlich, dass allzu vereinfachte Gliederungsversuche des Benthals oberflächlich und wenig zielführend bleiben müssen. Diese Typologie unterscheidet für jede Tiefenstufe, also das Supra-, Medio-, Infra- und Circalitoral sowie das Bathyal und Abyssal, zahlreiche Fazies oder Teilbereiche mit spezifischen Biozönosen und auffälligen oder besonders typischen Arten (Charakterarten).
Ein Beispiel:
Eine Erklärung der Nomenklatur sei hier kurz vorweggenommen: Infralitoral ist der ständig vom Wasser bedeckte, seichteste, küstennahe Bereich des marinen Lebensraumes (nach anderen bzw. älteren Nomenklaturen: oberes Sublitoral). Innerhalb dieses Bereichs findet man häufig Strände aus mehr oder weniger glatt abgerundeten Geröllsteinen. Wenn diese die entsprechende Körnung haben in den tieferen Schichten müssen kleinere Steinchen in Kiesgröße zu finden sein , kommt in diesem Habitat ab der Mittelwasserlinie mit ziemlicher Sicherheit die erwähnte Schildfischart vor. Man kann sie vom Ufer aus im engen Lückenraum zwischen kleineren Steinen finden. Analog dazu wird der marine Lebensraum von der Spritzwasserzone bis in die Tiefsee in zahlreiche Teilbereiche oder Fazies unterteilt.
Warum diese Lebensräume und die dazugehörigen Lebensgemeinschaften so sind, wie sie sich uns darstellen, welche Kräfte sie geschaffen haben, sie ständig weiter prägen und formen, welche Organismen sie bewohnen und zum Teil wie etwa im Fall der Seegraswiesen auch bilden und welche ökologische Rolle sie im Gesamtsystem Mittelmeer spielen, ist Gegenstand dieser Abhandlung.
Ein Gesamtökosystem ist durch komplexe Wechselwirkungen zwischen abiotischen Umweltfaktoren und Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren geprägt. Die physikalischen Faktoren wirken in unterschiedlicher Weise auf Pflanzen und Tiere und stellen die gestaltenden Kräfte der Lebensräume, Habitate oder Fazies dar.
Man unterscheidet grundsätzlich zwischen dem Benthal und dem Pelagial, zwischen zwei grundverschiedenen Reichen mit eigenen Gesetzmäßigkeiten, allerdings mit den bereits betonten Wechselwirkungen. Unter Benthal (gr. benthos = Tiefe) versteht man die Gesamtheit aller Lebensräume des Meeresbodens, von der Wasserlinie bis in die Tiefseegräben; unter Pelagial (gr. pelagos = offene See) den Freiwasserraum eines Gewässers bzw. die Gesamtheit aller Lebensräume des Freiwassers von der küstennahen Zone bis zur Hochsee.
Der Lebensraum des freien Wasserkörpers, das Pelagial, wird in eine neritische und eine ozeanische Provinz gegliedert. Die neritische Provinz umfasst die küstennahen Gewässer über dem Kontinentalschelf. Im Mittelmeer ist es mit einigen Ausnahmen eine eher schmale Zone. Die Grenzen der neritischen Zone sind auf der einen Seite durch das Festland, die terrestrischen Lebensräume festgelegt, auf der anderen Seite durch die Hochsee, die ozeanische Provinz. Zwei grundverschiedene Ökosysteme, das Land und die offene See, schließen somit diesen Bereich ein.
Je nachdem, ob eher geologische oder eher ökologische bzw. meereskundliche Aspekte die Denkweise des Bearbeiters prägen, können verschiedene Gliederungsmodelle bzw. Typologien des Benthals Anwendung finden.