Beitrag
von Wolfgang Pfannekuch » 13 Jan 2009 04:48
Achtung. WICHTIG, wenn auch LANGE !
THEMA und Slogan:
"Statt Krimis (im Hotelfernsehen) mit Leichen: Feenseeschwalben (und Co.) mit Robert und seinesgleichen"-.
Lieber Robert !
(Stelle den Beitrag, wenn er Dir zusagt, von mir aus ns Forum (auszugsweise). Ich möchte das Forum nicht zumüllen". (Gestern ist mir übrigens ein vielleicht interessanter, "etwas" kürzerer Text abgestürzt. .... Lehrgeld !))
...
das Problem ist bedrückend, wenn wir bedenken, dass wir selbst letztlich - auch als interessierte und engagierte, hoffentlich immer behutsame und achtsame Naturschützer - durch unsere Besuche beitragen zur Vermarktung, Zersiedelung, Motorisierung und Bebauung der Insel(n).
Dennoch denke ich, dass "unsere " Art der Unterbringung in privaten Appartments und Bungalows mit ihren gemäßigten Folgen für die Umwelt und guten Ausswirkungen für den bescheidenen Wohlstand unserer Gastgeber (u. a. z.B. auch Führer und Fahradvermieter) - im Gegensatz zu den Luxushotels, die möglicherweise nur einer sehr begrenzten Gruppe von Investoren großen Wohlstand bringen - im weitgehend möglichen ausgewogenen Verhältnis zwischen Nutzen und unvermeidbarem "Schaden" steht.
Ganz unberührt im "Urzustand" können die Inseln und La Digue im besonderen ja nicht bleiben, wollte man der Bevölkerung nicht den Zugang zu einer "nachsteinzeitlichen" bzw. nach- kolonisatorischen Entwicklung ganz vortenthalten.
Ich bin ja kein Ökologe oder Raumplaner und leider in keinem der dafür einschlägig erforderlichen Wissenschaftsbereiche zu Hause, nur ein (nach-)denkender und -denklicher Tourist, der aufgrund der ca. 44- jährigen Erfahrung mit Meer und Urlaubszielen gelernt hat, die eigenen Anfangsfehler eines jungen, unerfahrenen Tauchers aus der Mitte der sechziger bis Anfang der siebziger Jahre irgendwann (aber viel zu langsam) zu vermeiden oder wenigstens zu minimieren.
Als mir damals, 1965 mit 17, in den Anfängen des Tauchbooms der zweite (nach Animation durch einen einheimischen Schnorchler und deutsche erwachsene Tauchkameraden) nach heftiger Gegenwehr selbst erlegte große Oktopus (Pulpo) zu späte Reue eintrug und mir Tränen in die Augen trieb, war die Zeit zum (leider noch langsamen) Nachdenken gekommen.
Danach, nach einem genauen Blick in diese fantastischen klugen Augen, spielte ich nur noch - hoffentlich rücksichtsvoll - mit den neugierigen und bei behutsamer Verhaltensweise sehr zutraulichen Begleitern, die freiwillig auf Arm und Schulter krochen, uns abtasteten wie Wesen aus einer anderen Welt, sich dann minutenlang und auch eine halben Tauchgang lang von uns - scheinbar freiwillig - durch ihr eigenes Reich tragen ließen und dies, offensichtlich (an ihrer Färbung) für uns - vielleicht zutreffend - erkennbar - schließlich stressfrei (?) in irgendeiner tiergerechten Weise geradezu zu genießen schienen.
War das ein "angemessener" Umgang mit Wldtieren ? Besser, als sie zu jagen, allemal.
Aber richtig?
Dennoch, trotz von Kindheit an vorhandener Liebe und Behutsamkeit und Respekt gegenüber der Natur beinhaltender Erziehung, gewann die notwendige Einsicht erst mit zunehmendem Wissen auch allmählich Oberhand.
Ich muss es ehrlicherweise zugegeben: Ich habe mich auch noch 1972 (immerhin noch im siebten Tauchurlaub im Indischen Ozean) - und keiner der älteren Kameraden hatte etwas dagegen, sondern unser "Kamera-Mann" animierte mich vielmehr dazu - sportlich, aber unbedarft - auf die erste große Meeres-Schildkröte meines jungen Taucherlebens geschwungen.
Erst nach Rückkehr aus diesem ersten Tropenurlaub las ich zu Hause, dass die Tiere dadurch an Stress eingehen können, und war natürlich (zu spät) betroffen...
Aber für uns gehörte ja sogar zunächst, wie weiland für Hans Hass, die Harpune noch zum Mittelmeer-Urlaubsgepäck, als nicht nur selbsverständliches männliches Markenzeichen, sondern gelegentlich als "Besteck" zur kostengünstigen Nahrungsbeschaffung oder zumindest -ergänzung.
Wir selbst benutzten sie zwar wirklich sehr selten, aber anfangs noch ohne schlechtes Gewissen gegenüber den Fischen und den möglichen Folgen. "Jeder" des Schwimmens und des Masketragens fähige Spanier und Italiener, manche - so schien es uns - schon bevor sie richtig laufen konnten, schoss ja auch mit der Harpune - aus Versehen wurden fast mehr Schnorchler als Fische getroffen - ... glücklicherweise meist daneben und hatte fast immer bis auf wenige sportliche Experten - oft zu wenig Luft ... Es waren "ja nur Fische", die sonst ein Fischer gefangen und ein Restaurant uns vorgesetzt hätte. Ökologisch ist dieser Gedankengang wohl angesichts der damaligen Taucher-und Schnorchlerzahlen anfangs vertretbar gewesen ... und vielleicht nicht anders zu bewerten als die Frage, ob man das Schwein, dessen Fleisch man beim Metzger kauft, nicht ebenso gut auch selbst hätte schlachten können - oder selbst hätte angeln können ... Natürlich bezieht sich letzteres nur auf Fische !
Deshalb, und weil ich noch 1972 in Süd-Sardinien an einsamen Stränden, wo es noch keinen elektrischen Strom in unseren Bungalows und nur ein ärmliches Strandrestaurant gab, meinen letzten und einen meiner seltenen Fische für die eigene Pfanne geschossen habe, bin ich vorsichtig mit meiner Kritik und vesuche, sanfte Aufklärung zu betreiben, solange der Gesprächspartner Einsicht zeigt. Wir haben ja auch - völlig überzeugt von unserer Einstellung - im selben Urlaub zugleich schon reine Trophäenjäger, welche fast täglich iin unsrer Nähe zahlreiche Zackenbarsche (unter Einsatz von Presslufttauchgeräten !) erlegten und nach dem Foto-Shooting nahe ihren Zelten, doch außerhalb der Riechweite - die dann nutzlosen, weil nicht mehr zur Nahrungsgewinnung erforderlichen, somit "überflüssigen" Trophäen verrotten ließen, der Polizei gemeldet und sie mit Hilfe der Carrabinieri vertrieben.
Gerade mal zehn Jahre später habe ich, nachdem mir jeder von spanischen Schnorchlerrn geschossene Zackenbarsch wehtat, mit dem wir vorher - im Einzefall kannten wir sie ja sogar - u.U. bei einem unserer damals zahlreichen Tauchgänge an bekannten Plätzern "kommuniziert" hatten, zig Unterschriften gegen die UW-Jagd gesammelt. Mit einer der großen VDST-Aktionen haben wir die Unterwasserjagd im Gebiet der nördliche Costa Brava unterbinden helfen, als die Fischbegegnungen immer spärlicher wurden und das empfindliche Gleichgewicht des Ökosystems im Kleinen dort schon zu kippen begonnen hatte. - as heute von Tauchern überlaufene (??überflossenschwemmte") Naturschutzgebiet Islas Medas ist ein glückliches Beispiel für die mögliche Regeneration der Fischbestände.
Bei den Seychellen-Vögeln wie bei anderen gefährdeten Arten sieht es schon anders aus, wenn die Bestände begrenzt und auf unter die zur Regeneration erforderlichen Bestandsgrenzen dezimiert worden sind (z.B. Stichwort Schwarzpapagei / Coracopsis nigra barclyi).
Ich denke, dass man Regierung wie Wirtschaft (erstere ist ja meist abhängig von der zweiten), meistens, zumindest anfangs, jedenfalls nur schnell und wirkungssvoll, nur über die finanzielle Argumentatiions-Schiene, nämlich der Sorge um das Wegbleiben der (naturinteressierten und zahlungskräftigen Touristen) erreichen kann.
In ähnlicher Weise wie (s.o.) in Spanien ... und im begrenzten Umfang (beim Schildkrötenschutz) in der südlichen Türkei und in Einzelfällen in Indonessien könnte man die doch schon ohnehin glücklicherweise sensiblere Regierung der Seychellen überzeugen, dass das Geschäft mit dem Tourismus nur bleibt, wenn die Natur "heil" ist.
Dazu bedarf es aber zusätzlicher Aufklärungs- ampagnen in den Superhotels, wo die nicht hinreichend informierten meisten Touristen urlauben. - Jedes Hotel sollte Deinen Naturführer in der Empfangshalle liegen haben ! Im Buchladen des Inders in Mahé habe ich ihn jedenfalls gesehen.
An die Manager, die zu überzeugen sind, muss man herankommen. Dann wäre der halbe Erfolg schon in Aussicht.
Ich denke, dass Du mit Deinen Feldstationen doch schon auf dem richtigen Weg bist.
Slogan:
"Statt Krimi (im Hotelfernsehen) mit Leichen: Feenseeschwalben (und Co.) mit Robert und seinesgleichen"-.
Erinnerst Du Dich an die paar Gäste, die in ihrem verlängerten (Nach-Hotel-)Urlaub bei uns abends in der Pension Michele (2007 im Oktober) begeistert und fast neidisch auf unsere (Deine !) Infoabende geschaut, in einigen Fällen auch aufmerksam zugehört haben und gerne mehr erfahren und teilgenommen hätten ? - Ich habe mit einigen gesprochen! Schade, dass ich keinem Deine Adresse und Website - Kontakte gegeben habe, sonst hätten wir den einen oder anderen längst als Gast oder Mitglied im Forum.
Ich war damals zu erschöpft, zu krank und noch nicht weit genug. - Das sind doch dieselben Touristgen, die sich zuvor im Luxusshotel für teures Geld abends gelangweilt haben !
Schicke Deine Helfer (oder mich) nach geschickter Kontaktaufnahme mit Lichtbildervorträgen bzw. Filmen alle Woche wenigstens einmal in jedes Hotels zur Abendunterhaltung - Ich würde so etwas feiwillig jeden oder zumindest jedn zweiten Abend machen, wenn ich dort Urlaub machen kann -
und die Leute werde lernen, wie wir, diese einmalige Welt mit anderen Augen zu sehen.
Sie wissen es doch nicht besser, bis wir sie aufklären. Und die (meisten) Politiker haben keine Zeit dafür oder keine Antennen, bis es ums Geld oder unmittelbaar um ihre Karriere geht.
Verzeih die Länge, aber die (guten) Gedanken kommen ja nach Kleist erst beim Reden ...
Viel Erfolg, Wolfgang
(Wolfang W. Kauz)
Wolfgang W. Kauz