Anse Lazio nun mit zwei Hainetzen, Romantifaktor sinkt dadurch erheblich




Offenbar wurde der Zahn bzw. Teil des Zahns aus dem zweiten Opfer

Letzte Woche am Mittwoch (26. 10) vermeldete dann abends das Seychellen-Fernsehen, dass der Zahn identifiziert wurde. Und zwar in den USA, wohin er wegen der Unsicherheiten geschickt wurde. Mein Informant war ein Kreole, der nicht besonders gut Englisch spricht. Der "Täter" soll sicher ein kilpa gewesen sein, und zwar in beiden Fällen. Das würde die Einzeltäter-Theorie bekräftigen, an die zwischenzeitlich auf den Inseln und auch international ohnehin die meisten Menschen geglaubt haben, mit Ausnahme mancher Haischützer, die die Schurkenhai-Theorie ablehnen (ich versuche durch eine Diskussion eine "Revision" dieser Lehrmeinung anzuregen :wink:

Mehrere Fischer haben mir gegenüber bestätigt, dass sie immer wieder Bullenhaie fangen, viele von ihnen haben Kiefer mit einer Breite von bis zu 50 cm auf ihren Verandas hängen. Die Art soll nicht so selten sein und gelegentlich gefangen werden, vor allem offshore (also nicht direkt an der Küste; das trifft aber generell auf die Ökologie der Art nicht zu). Keiner der Fischer war besonders belesen und "wissenschaftlich gebildet", über die Lebensweise haben sie aus eigener Erfahrung nur gewusst, dass die Art sich vor allem von anderen Fischen ernährt, vor allem von großen Fischen... (also nicht etwa von Füsilieren oder anderen Vertretern dieser Größenklasse).
Mir fehlt also noch die definitive Bestätigung, aber "kilpa" ist vermutlich der Bullenhai (Carcharhinus leucas) aus der Familie der Carcharhinidae. Wenn die Information wirklich stimmt, dann bringt sie keine besondere Überraschung: Diese Art zählt zu den "big 3" der gefährlichen Haie (GWS, Tigerhai, Bullenhai), nach dem Weißen Hai wahrscheinlich jene Haiart, die für die meisten Angriffe oder Verletzungen verantwortlich ist (traumatogenic, wie es in Fishbase trocken heißt). Da der GWS in einem Tropengebiet so nahe an der Küste immer schon als unwahrscheinlich galt, blieben Bullenhai und Tigerhai übrig. Ob er statistisch häufiger in Zwischenfälle und Angriffe verwickelt ist als der Tigerhai lässt sich nicht so einfach sagen: Der Bullenhai schwimmt als fast einziger "Süßwasserhai" auch weit in trübe Flüsse hinauf und ist in Flussmündungen, Mangroven u.a. zu finden. Ganz sicher gibt es in der Dritten Welt (Länder wie z.B. Bangladesch), unter den Ärmsten der Armen, in solchen Lebensräumen Zwischenfälle, die nie den Einzug in die Shark Attack Files finden.
Die Größe des Angreifers schätzt man auf maximal 4 m, die meisten Bullenhaie sind aber nicht so groß und erreichen > 3 m. Ich selbst habe Erfahrung mit dieser Art aus Thailand, die Haie verhielten sich genauso wie alle anderen bisher von mir gesichteten Haie harmlos. Auf den Seychellen hat eine Tauchergruppe, bei der ich damals nicht dabei war, vor wenigen Jahren einen Bullenhai bei Shark-Bank gesehen. Einige Bullenhaie wurden bereits nach den zwei Angriffen mit Langleinen gefangen und abgeschlachtet, ebenso Tigerhaie.
