
Welcher Mensch wünscht es sich nicht die größte (genauer gesagt die schwerste, denn es hat offenbar längere Dinosaurier als 33 m gegeben) Tierart zu erblicken, die der heutigen Kenntnis nach jemals auf der Erde gelebt hat? Man schätzt das Maximalgewicht auf knapp 200 Tonen! Auch wir hatten diesen Wunsch, nannten unsere Tour daher die "Saison der Giganten" und wählten das Frühjahr als Termin - denn in dieser Zeit ziehen die Blauwale während ihrer Wanderung in die arktischen Gewässer an den Azoren vorbei.

Größenvergleich zwischen Blauwal und Mensch
Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft oft eine tiefe Kluft. In der ersten Woche war das Wetter eher schlecht, zu viel Wind, zu hohe Wellen, zu viel Gischt in der Luft. In dieser Situation ist es für den "visir" (= Ausguck; so werden Beobachtungsposten genannt, die hoch oben auf dem Berg sitzen und das Meer für die Whalewatcher beobachten) schwer bis unmöglich die Blase der Wale zu erkennen. Abgesehen von drei Sewalen hatten wir in den ersten Tagen auch keine Sichtung großer (Barten)Wale.
Doch gegen Ender der Reise wurde das Wetter immer besser, und auch der Wind hat sich etwas gelegt. Eines Tages hieß es dann nach einer langen Fahrt - da waren wir schon alle in den Booten und fuhren hinaus, ohne zu wissen was uns erwartet : Hier irgendwo schwimmt ein Blauwal! Keine Minute später erblickte ich schon den grauen Rücken.
Unser Boot war nicht sehr nahe und das Meer war bewegt. Mit einem bewegten Schlauchboot und mit viel Gischt in der Luft holt man die teure Kamera mit dem langen Teleobjektiv nur ungern heraus. Für einige Beweisfotos hat es dann gereicht ... Ich habe mir fotografisch mehr erhofft, aber mehr war einfach nicht drinnen.
Wir alle waren glücklich den Blauwal erblickt zu haben. Die andere Hälfte der Gruppe war mit dem anderen Boot dem Blauwal noch viel näher. Ein unvergessliches Erlebnis, dass ich auf diese Weise mit Euch teilen will.

Der Blauwal (Balaenoptera musculus) gehört zur Familie der Furchenwale (Balaenopteridae), somit zur Gruppe ("Unterordnung") der Bartenwale (Mysticeti) und weiter oben in der Hierrarchie der ("Ordnung") der Waltiere (Cetacea). Er wird bis zu 33,5 Meter lang und mit einer Körpermasse von bis zu 200 Tonnen das größte (nicht das längste, da hat es längere Dinosaurier gegeben) und schwerste bekannte Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat.


Der Blauwal kann auf hoher See vor allem an seinem sehr hohen Blas erkannt werden, also der kondensierenden Luftfontäne, die beim Ausatmen entsteht. Diese kann Höhen von neun Metern erreichen. Im Normalfall taucht das Tier alle zwei Minuten auf, nach langen Tauchgängen erhöht sich die Atemfrequenz allerdings auf bis zu sechs Atemzüge pro Minute. Die längsten Tauchgänge erreichen dabei Zeiten von über 20 Minuten, normalerweise sind sie jedoch mit durchschnittlich drei bis zehn Minuten deutlich kürzer. Die Schwanzflosse wird beim Abtauchen nur selten aus dem Wasser gehoben, die Finne ist aufgrund ihrer geringen Größe kaum zu sehen. Die Schwimmgeschwindigkeiten betragen bei der Nahrungsaufnahme zwischen 2 und 6,5 km/h, bei den Wanderungen der Tiere kann sie auf 5 bis 33 km/h und Maximalgeschwindigkeiten von 48 km/h ansteigen.

Blauwal dicht unter der Wasseroberfläche. Warum Blauwale Blauwale heißen, wird auf diesen Fotos klar: Man erkennt sie leicht durch die hellblau schimmernde Farbe, wenn sie dicht unter der Wasseroberfläche schwimmen. Wenn sie dann auftauchen, ist die blaue Farbe weg, die Tiere sind eher hellgrau geferbt und haben helle Flecken.


Blauwale kommen vor allem als Einzeltiere oder als Mutter-Kind-Gruppen vor, größere Gruppenbildungen stellen bei ihnen die Ausnahme dar und lassen sich auf zufällige Ansammlungen in den Ernährungsgründen zurückführen. Eine soziale Bindung innerhalb dieser Ansammlung besteht nicht. Auch bei den Wanderungen gibt es keine größeren Gruppen, erwachsene Tiere führen dabei gelegentlich die Jungtiere an. Trächtige Weibchen wandern als erste im Frühjahr in die Ernährungsgebiete ein und verlassen diese als letzte.
Die Kommunikation unter den Blauwalen ist nicht sehr ausgeprägt. Strophenartige Walgesänge wie bei den Buckelwalen finden sich bei ihnen nicht. Das Geräuschrepertoire reicht von tieffrequenten Stöhnlauten über Pochen, Raspeln und Brummen und beinhaltet auch gelegentliche ultrafrequente Klicklaute. Ob Schwanzschlagen und Sprünge ebenfalls der Kommunikation dienen, ist unbekannt.

Die Erstbeschreibung des Blauwals erfolgte 1692 durch Robert Sibbald in dessen Phalainologia nova sive observationes de rarioribus quibusdam balænis in Scotiæ littus nuper ejectis ...[7], später folgte die erneute Beschreibung durch Carl von Linné (1758) als Balaean musculus in der 10. Auflage der Systema naturae.
Der Blauwal ist eine von acht bekannten Arten der Furchenwale innerhalb der Gattung Balaenoptera, wobei molekularbiologische Studien eine nähere Verwandtschaft der Blauwale zu den Buckelwalen und den Grauwalen aufzeigen als zu anderen Vertretern der Gattung. Andererseits gibt es aktuell elf dokumentierte Fälle von Blauwal/Finnwal-Kreuzungen in der Wildnis[8]. Eine Trennung der Balaenopteridae von anderen Waltaxa wird für das mittlere Oligozän angenommen, für die Artentrennung innerhalb des Taxons werden keine Daten angegeben.
Innerhalb der Blauwale werden die benannten zwei Unterarten angenommen, der Blauwal Balaenoptera musculus musculus sowie der Zwergblauwal Balaenoptera musculus brevicauda. Hinzu kommt eventuell noch eine Unterart namens Balaenoptera musculus intermedia, die die Population der südlichen Ozeans umfassen soll; diese wird jedoch weitestgehend abgelehnt und konnte auch nach genetischen Analysen nicht bestätigt werden.

Während die Jagd auf Blauwale in früheren Jahrhunderten wegen der Größe und Geschwindigkeit der Tiere zu schwierig war, wurden sie ab der Mitte des 19. Jahrhunderts regelmäßig bejagt. Sie wurden, wie alle anderen Großwale auch, vor allem als Fleisch- und Fettlieferanten genutzt, zudem wurden die Knochen (Walbein) und die Barten (Fischbein) als Werkstoffe verwendet. Dies hing vor allem mit der Entwicklung der so genannten Harpunenkanone zusammen, einer Harpune, die mittels einer Art Geschütz abgefeuert wird und an ihrer Spitze einen Sprengsatz trägt. Im 20. Jahrhundert wurden etwa 350.000 Blauwale erlegt. Nach 1930 wurden die Fangzahlen beständig geringer, da es kaum noch Blauwale gab, doch erst 1972 traten internationale Schutzbestimmungen in Kraft. Diese werden bis heute international eingehalten.

Kurz vor dem Abtauchen. Die Fluke wird beim Abtauchvorgang in der Regel nicht sichtbar - anders als etwa bei Pottwalen.
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Und hier kann man sich in zahlreichen Bildberichten der letzten Jahre Appetit holen und sich ein Bild von den Inseln inmitten des Atlantiks machen:

















