Hallo mein Name ist Lukas, und auch ich hatte die Möglichkeit, im September 2019 ein Praktikum bei MareMundi an der Station Krk zu absolvieren. Dies bot mir die perfekte Gelegenheit, als Lehramtstudent im Fach Biologie die Theorie aus der Uni in die Praxis umzusetzen, Erfahrung im Freiland zu sammeln und somit das Klassenzimmer für ein paar Wochen auf den Strand zu verlegen.


Praktikant Lukas übernimmt einen kleinen Vortrag zu den Stachelhäutern / Foto Alexander Heidenbauer

Ein zentrales Ziel von MareMundi ist es, Schülern die Natur näherzubringen und sie gemeinsam zu erleben. Die beste Möglichkeit das zu tun ist natürlich im Meer vor Ort zu lernen. Dies konnte ich am eigenen Leib erfahren, als ich in der Vorbereitungswoche auf die Kurse, zu diesem Zeitpunkt selbst noch Schüler am Weg zum (hoffentlich) einsetzbaren Lehrenden, Tag für Tag bei unseren regelmäßigen Schnorchelausflügen merkte, wie sich mein Wissensstand über die Artenvielfalt des Mittelmeeres vergrößerte und festigte.


Schüler kommen am einsamen Strand der Insel Plavnik an – ein spannender Kurstag steht bevor / Foto Alexander Heidenbauer

Im Praktikum angekommen verbringt man die schönsten Tage des Spätsommers mit Schülern zusammen am Strand und gibt ihnen dieses Wissen weiter. Ein besonderes Erlebnis für Schüler, aber auch für uns Mitarbeiter ist hier der Ganztages-Bootsausflug auf die unbewohnte Insel Plavnik, auf der die Schulklassen ein sehr breit gefächertes Programm, vom Schnorchelgang bis hin zur zoologisch- botanischen Wanderung auf das Plateau der Insel, erwartet.

 Mantis religiosa auf der Lauer / Foto Alexander Heidenbauer


Eidechse der Gattung Podarcis wärmt sich in der Sonne auf / Foto Alexander Heidenbauer


Die apulische Tarantel Lycosa tarentula mit Jungtieren am Rücken / Foto Alexander Heidenbauer

Nach so einem schönen und gleichzeitig auch anstrengenden Tag der Erkundung von Fauna und Flora der Insel geschlaucht, führt die Heimfahrt per Boot anschließend über einen Umweg, vorbei an riesigen Klippen, dem Zuhause von einem der größten Vögel Europas, dem Gänsegeier, der eine Flügelspannweite von bis zu 2,80m erreichen kann, zurück in die Bucht von Punat.


Schüler auf der Suche nach den Gänsegeiern Gyps fulvus an der Steilwand Plavniks / Foto Alexander Heidenbauer

Jedoch nicht nur die majestätisch auf ihren Baumästen sitzenden Gänsegeier und der Blick auf die atemberaubende Landschaft beschäftigten mich auf der Rückfahrt, sondern auch die nicht ins Bild passenden netzartigen Begrenzungsbojen und Schläuche, die einen Großteil des Freiwasserbereichs auf der Rückseite der Insel einnehmen.

Obwohl ich wusste, dass Aquakulturen existieren, war mir die Größe dieser Gebilde und die Problematik dahinter nicht bewusst. Nachdem ich mich diesbezüglich schlau gemacht habe, möchte ich mich diesem Themenkreis nun ausführlicher widmen:

Aufbau von Aquakulturen

Weltweit gibt es unterschiedliche Formen von Aquakulturen, die nicht nur im Meer, sondern auch in Teichen, fließenden Gewässern und geschlossenen Kreislaufanlagen zu finden sind. Bei Aquakulturen im Meer handelt es sich um riesige Netzgehege, die sich im freien Wasser befinden. Darin wird eine enorme Anzahl einer Fisch-, Algen-, Krebs- oder Muschelart kontrolliert gezüchtet. Üblicherweise wird Fischfutter, welches meist mit Antibiotika sowie Wachstums- und Nährstoffpräparaten versetzt ist, gegeben. Enthalten sind häufig auch Fischmehl und Fischöl, das wiederum aus wild gefangenem Fisch gewonnen wird.

Aquakulturen stellen die am schnellsten wachsende Lebensmittelbranche dar. Einer der Gründe, warum Aquakulkturen vermehrt eingesetzt werden, ist die Meinung, den Schaden, der durch weltweite Überfischung der Meere verursacht wird, dadurch begrenzen zu können. Auch die immer weiter steigende Nachfrage an Meereslebewesen als Nahrungsmittel oder Teilprodukt von Medikamenten und Kosmetika, welche nicht mehr durch den herkömmlichen Fischfang gedeckt werden kann, trägt dazu bei.

Jedes Jahr werden 60 Mio Tonnen aquatischer Lebewesen in Aquakulturen gezüchtet, das entspricht ca. der Hälfte des Ausmaßes an Lebewesen, die weltweit gefischt werden. (Zum Vergleich (Stand 2011): 78,9 Mio Tonnen frei gefangener Fisch).

Aquakulturen auf der Nordseite der Insel Plavnik

Problematik

Aquakulturen bringen für die Umwelt entscheidende Probleme mit sich.

Ein Nebeneffekt solcher Aquakulturen ist, dass es zur Eutrophierung des Gewässers, in dem es sich befindet, führt. Als Eutrophierung bezeichnet man die erhöhte Konzentration von Nährstoffen in einem Ökosystem, bzw. in einem Teil davon. Eine Folge dieser Nährstoffanreicherung ist die Zunahme an Bakterien und Algen, die die Produktion von Biomasse rasant fördern, jedoch gleichzeitig sehr viel Sauerstoff, der für die Lebewesen im Umfeld notwendig wäre, verbrauchen. Hauptgrund für diese Eutrophierung in der Nähe von Aquakulturen ist die große Menge an Ausscheidungen der Fische, und damit vor allem auch Stickstoff, die nicht so schnell abtransportiert werden kann. Diese sauerstoffarmen Zonen werden auch als Todes-Zonen bezeichnet, in denen es für kaum eine natürlich am Standort vorkommende Art möglich wäre, weiterzuleben. Deswegen sind Gebiete um Aquakulturen oft sehr artenarm.

Die Tatsache, dass Fische, oft in viel zu großer Anzahl, in diesen Gehegen auf engstem Raum zusammenleben, um maximalen Ertrag aus der Kultur zu sichern, fördert die Häufigkeit von Verletzungen und in weiterer Folge Infektionen und Krankheiten. Tendenziell sind Meereslebewesen in Aquakulturen anfälliger für Krankheiten als ihre Artgenossen, die in der freien Wildbahn leben, wo verletzte oder erkrankte Tiere, wie wir wissen, Beute für gesunde Lebewesen darstellen. Da präventiv dafür Antibiotika vermengt in der Nahrung verfüttert werden, können Krankheitsresistenzen auftreten. Diese bleiben nicht ohne Folgen für das Ökosystem und andere Lebewesen. Multiresistente Keime sind sehr oft Produkt solcher Fischfarmen, die in weiterer Folge auch gesundheitsgefährdend für den Menschen sein können.

Ein weiteres Problem, das sich ergibt, ist, dass viele der beliebten Fischarten (wie z.B. Thunfisch) Karnivoren (Fleischfresser) sind, was bedeutet, dass sie selbst mit anderem Fisch gefüttert werden müssen. Dadurch erfordern derartige Aquakulturen auch heute noch den Fang großer Mengen an Wildfisch, der den Tieren in der Zucht als Futter verabreicht wird. Dies erweist sich als sehr ineffizient, bedeutet dies doch, dass zusätzlicher Wildfischfang somit wiederum Überfischung begünstigt, sich damit negativ auf ohnehin schon kritische Wildfischbestände auswirkt. Das Verhältnis Ertrag an Zuchtfisch im Vergleich zur Menge an Fisch, die als Futtermittel gefangen werden müssen, weist somit keine positive Bilanz auf! Fachleute schätzen, dass für 1kg Zuchtfisch 4kg an Wildfischen verfüttert werden müssen.

Lösungsmöglichkeiten

Aus den angeführten Punkten wird also klar, dass diese Form der Fischproduktion auch keine Alternative zur herkömmlichen Methode, dem Wildfang, darstellt.

Damit drängten sich einige Fragen auf: Was kann ich als Verbraucher tun? Wie kann ich aktiv dazu beitragen, dass das Bewusstsein der Allgemeinheit dafür geschärft wird? Was gibt es für Verbesserungsmöglichkeiten?

Eine Alternative für die äußerst ineffiziente Zucht von karnivoren Fischen, wäre die Zucht auf pflanzenfressende Arten zu beschränken, die keinen zusätzlichen Bedarf an Fischmehl benötigen. Fische, die sehr aufwendig zu Fischmehl verarbeitet würden, (meistens handelt es sich hierbei um Sardellen oder Sardinen), könnten somit direkt zum Verzehr freigegeben werden. Falls zusätzliches Fischfutter benötigt wird, sollte nachhaltiges Futter aus Getreide oder Insekten verwendet werden. Außerdem sollte bei einer Zucht darauf geachtet werden, dass die Population der Fische eine bestimmte Zahl nicht überschreitet, sodass Gefährdungen durch Wunden oder Krankheitserreger so gering wie möglich gehalten werden.

Ein weiterer Lösungsansatz wäre, die Aquakultur dem Ökosystem anzupassen und mehrere Arten, die sich in ihrer Lebensweise gegenseitig ergänzen, zu halten. Dieses Modell befindet sich jedoch noch in der Entwicklungsphase.

Für den Konsument wäre die am besten geeignete Lösungsmöglichkeit: den Konsum an Meerestieren zu minimieren. Vor allem karnivor lebende Arten, wie Lachs und Thunfisch, sollten gemieden werden. Anstatt dessen sollte auf regional gefangene Fische, wie in Österreich beispielsweise Karpfen oder Forellen, gesetzt werden. Ansonsten ist es sinnvoll, sich zu erkundigen, ob der gekaufte Fisch eines der geprüften Nachhaltigkeitszertifikate vorweisen kann (MSC, FOS, usw.). Obwohl auch gegen diese Gütesiegel Bedenken angebracht wären – ihre Beachtung ist allemal besser, als bedenkenlos alles, was im Supermarkt angeboten wird, zu konsumieren…

Gütesiegel, auf die geachtet werden sollte

Vor allem als zukünftiger Lehrer im Fach Biologie liegt es mir am Herzen, das Bewusstsein der Schüler in diesem Bereich zu fördern. Gerade für junge Menschen ist es wichtig, bezüglich solcher Themen aufgeklärt zu sein, da sie die Zukunft unserer Erde darstellen.

Bericht: Lukas Strobl
Redaktion: Dr. Walter Buchinger, Helmut Wipplinger